Warum verzeichnet die Deutsche Bahn in diesem Jahr eine Rekordzahl an Verspätungen?

Mit Beginn des Juni beginnen die Schulen in zahlreichen Bundesländern mit den Sommerferien und läuten damit den Beginn der Hauptreisezeit in Deutschland ein.

Ab nächster Woche gehen die bevölkerungsreichen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in die Sommerpause, Ende Juni folgt auch Nordrhein-Westfalen.

Doch das Schreckgespenst weiterer Streiks auf dem deutschen Schienennetz wirft einen Schatten auf die Reisepläne vieler Menschen – insbesondere derjenigen, die einen Aufenthalt planen.

Das liegt vor allem daran, dass die Bahngewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn nach drei Verhandlungsrunden immer noch weit von einer Tarifeinigung entfernt zu sein scheinen.

Während die Deutsche Bahn eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent über zwei Jahre vorschlägt, besteht die EVG auf 12 Prozent über 12 Monate, mit einer Mindestlohnerhöhung von 650 Euro pro Monat, um sicherzustellen, dass Geringverdiener einen stärkeren Anstieg erhalten als ihre besser bezahlten Kollegen.

Im jüngsten Schlagabtausch der beiden Parteien lehnte die EVG das jüngste Lohnverbesserungsangebot der Deutschen Bahn ab und bezeichnete die Vorschläge als „sozial ungerecht“.

Am Mittwoch forderte die Gewerkschaft den Bahnbetreiber außerdem auf, die Gespräche wieder aufzunehmen, und drohte kaum verhüllt mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen, falls die DB sich weigere.

„Wenn am Verhandlungstisch nichts passiert, müssen wir mit #Warnstreiks Druck machen“, hieß es getwittert.

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Wann könnte es zu den nächsten Streiks kommen?

Laut Medienberichten hat die EVG einen Streik am Wochenende ausgeschlossen, so dass Bahnreisende erleichtert aufatmen können, wenn sie am Samstag oder Sonntag unterwegs sind.

Das liegt zum Teil daran, dass jede neue Streikrunde eine interne Abstimmung erfordern würde, und auch daran, dass sich am Samstag der 25. Jahrestag eines tragischen ICE-Unfalls in Eschede jährt, bei dem 101 Menschen ums Leben kamen.

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„Für die Kollegen ist es wichtig, dass wir an diesem Tag nicht streiken und auch nicht an den An- und Abreisetagen zur Gedenkfeier am Freitag und Sonntag“, erklärte EVG-Chefverhandlungsführer Kristian Loroch.

Demonstrators from the EVG rail union gather in front of Duisburg Hauptbahnhof during a strike in March. Photo: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

Gewerkschaftsquellen haben jedoch dem Magazin Focus mitgeteilt, dass ein Streik am Montag oder Dienstag „höchstwahrscheinlich“ sei – teilweise aufgrund der Störungen, die er während der geschäftigen Feiertagszeit verursachen könnte.

Es gab auch Spekulationen darüber, dass die EVG abwartet, was die konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL vorschlagen wird, wenn sie am 5. Juni ihre eigenen Lohnforderungen vorlegt.

Obwohl die GDL erst im Herbst über einen neuen Tarifvertrag verhandeln wird, pflegt die Gewerkschaft ein kämpferisches Verhältnis zur EVG und hat zuvor die größere Bahngewerkschaft wegen ihrer zu gemäßigten Forderungen angegriffen.

Dies deutet darauf hin, dass das jüngste Angebot der GDL als Leitlinie in den laufenden Verhandlungen der EVG dienen könnte.

Können weitere Streiks noch vermieden werden?

Zu Beginn der Woche schien eine weitere Runde nationaler Bahnstreiks unvermeidlich – doch der Tonfall der EVG wurde vor dem Wochenende etwas milder.

Berichten der Tagesschau zufolge hat sich die Deutsche Bahn nun bereit erklärt, mit der EVG weiter am Verhandlungstisch zu sitzen, nachdem sie weitere Gespräche zunächst als „sinnlos“ ausgeschlossen hatte.

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In einer Pressemitteilung am Donnerstagabend vermied EVG jede Erwähnung von Streiks.

Dennoch ist es in Deutschland immer noch üblich, dass Gewerkschaften vor geplanten Gesprächen Warnstreiks ausrufen, um ihre Muskeln spielen zu lassen und ihre Position in den Verhandlungen zu stärken.

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Diese werden in der Regel einige Tage vor ihrem Eintreten bekannt gegeben.

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