KBV-Chef Gassen sieht unverhältnismäßige Coronaappelle kritisch

/picture Alliance, Geisler-Fotopress, Sebastian Gabsch

Berlin – Unverhältnismäßige Appelle angesichts der aktuellen Coronalage hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, in Richtung Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisiert.

„Karl Lauterbach kann nicht aus seiner Haut. Ich halte seine Warnungen und Appelle in der Dringlichkeit für überzogen. Wir haben schließlich keine pandemische Lage mehr“, sagte Gassen der Rheinischen Post heute. Er wolle nicht bestreiten, dass die Zahlen aktuell stark steigen. „Aber wir haben früher auch nicht wegen Erkältungen oder der Grippe überall zum Maskentragen und zum Verzicht auf Weihnachtsfeiern in Innenräumen geraten.“

Was Sinn mache, ist die Impfung gegen Corona und Grippe für alle Älteren und Risikogruppen, meinte Gassen. Zugleich äußerte er Bedauern darüber, dass mittlerweile eine gewachsene Skepsis gegenüber Impfstoffen herrsche. „Die Grippeimpfquoten waren noch nie zufriedenstellend. Aktuell sind sie aber gefühlt noch einmal besonders niedrig. Gleichwohl verwundert es mich nicht, dass heute mehr Menschen zögern“, sagte Gassen der Zeitung.

„Denn als die Coronaimpfstoffe kamen, wurden Sorgen über deren Sicherheit und Verträglichkeit von Medizinern und Politikern weggewischt. Dabei gab und gibt es natürlich Impfschäden bei einzelnen Personen, die genau wie Long-COVID-Fälle zum Gesamtbild gehören“, betonte der KBV-Vorstandsvorsitzende.

Lauterbach hatte angesichts der aktuellen Coronawelle erneut zu Vorsicht und mehr Impfungen in der Vorweihnachtszeit aufgerufen. „Corona bleibt gefährlich. Es ist keine Erkältung, die man sich bedenkenlos jede Saison einfangen kann“, sagte der SPD-Politiker der Bild am Sonntag.

Vielmehr befalle Corona oft auch die Blutgefäße oder schwäche das Immunsystem und lasse sich daher viel zu häufig nicht komplett auskurieren. Der Minister riet zudem, „lieber noch mal Maske in Bus und Bahn“ zu tragen. Wenn es gehe, sollte man „lieber im Homeoffice bleiben, als die Bürogesellschaft zu genießen“. © dpa/aerzteblatt.de

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