Oppo verfügt über ein eigenes ChatGPT für Smartphones: Das Gehirn befindet sich in einem regengekühlten Rechenzentrum

SHENZEN. Die Entwicklung von Smartphones scheint klar: von der Hardware- zur Software-Erweiterung. Nachdem der Wettlauf um die neueste technische Spezifikation seine Bedeutung verloren zu haben scheint, konzentrieren sich immer mehr Hersteller auf die Weiterentwicklung der in Geräte integrierten künstlichen Intelligenz. Zu den Protagonisten dieses historischen Übergangs gehört auch Oppo, ein chinesischer Riese, der vom Mischkonzern BKK Electronics (zu dem auch andere Marken wie Vivo, OnePlus und Realme gehören) kontrolliert wird und der viertgrößte Smartphone-Hersteller weltweit ist. In den letzten Tagen hat das Unternehmen in Shanghai sein großes Sprachmodell (LLM) namens AndesGPT eingeführt, das entwickelt wurde, um neue Dienste auf Basis generativer KI Millionen mobiler Benutzer zugänglich zu machen. Der Schritt erfolgte kurz nach der Einführung des Vivo X100-Smartphones in Peking, eines der ersten Modelle, das generative künstliche Intelligenzfunktionen integriert. In beiden Modellen wird es beispielsweise zum Schreiben von E-Mails und zum Zusammenfassen von Besprechungen, zum Umwandeln und Retuschieren von Fotos, aber auch zum Erstellen von Songs verwendet. Derzeit ist AndesGPT nur in China erhältlich, Oppo plant jedoch, es auch auf Smartphones für den globalen Markt zu bringen. Die Leistung ist beeindruckend: In Sachen Leistung und Geschwindigkeit liegt sie praktisch auf Augenhöhe mit GPT4.

Der Generationssprung von Oppo fällt mit dem neuesten Software-Update ColorOS 14 zusammen, bei dem nun AndesGPT als echtes operatives Gehirn fungiert, das über den virtuellen Assistenten Breeno natürlicher mit Benutzern kommunizieren kann. Ziel ist es, das Smartphone-Nutzungserlebnis zunehmend interaktiver und intelligenter zu gestalten, den Nutzern aber auch neue Dienste anzubieten, dank einer weiteren proprietären Plattform namens Pantanal, die sich über die unterschiedlichsten Geräte erstreckt, vom Auto bis zum Wearable. AndesGPT hat Pantanal außerdem mit neuen Funktionen ausgestattet, die nun in der Lage sind, Benutzerbedürfnisse und unterschiedliche Kontexte genauer zu interpretieren.

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Das Rechenzentrum kühlte durch den Regen ab

Aber wohin gehen all diese Daten? Offensichtlich innerhalb der Oppo-Server und das ist einer der Gründe, warum AndesGPT und Pantanal nur in China verfügbar sind. Der Generationssprung, den Hersteller wie Oppo bereits vorschlagen, setzt große Investitionen in die Infrastruktur voraus, etwa das neue Rechenzentrum in Dongguan, das erste des chinesischen Herstellers, das kürzlich seine Türen für die Presse geöffnet hat.

Das Rechenzentrum wurde letztes Jahr in einem noch im Bau befindlichen Gebiet, Binhaiwan Bay, eröffnet und beherbergt unter anderem die Server, die AndesGPT betreiben. Der interessanteste Aspekt, der es von den meisten Rechenzentren der Welt unterscheidet (die für 3 % des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich sind), ist die Beachtung der Nachhaltigkeit: Es wird mit Energie betrieben, die zu 100 % aus erneuerbaren Quellen stammt, was Hand in Hand geht mit einem Regenwassersammelsystem zur Kühlung der Maschinen. Nach Angaben von Oppo können damit 30.000 Tonnen Wasser pro Jahr eingespart werden. Die Reduzierung des Verbrauchs ist ein Muss, weshalb Oppo für einige GPU-Server auch eine neue Kühltechnologie eingeführt hat, die vollständig in eine nicht leitende Flüssigkeit eingetaucht ist, wodurch der Einsatz von Lüftern überflüssig wird und die Energieeffizienz um 45 % verbessert wird.

Allerdings ist das Binhaiwan Bay-Rechenzentrum noch halb leer und es sind nur wenige Server in Betrieb (traditionell und eingebettet): Einige Vertreter der Struktur sagten uns, dass derzeit nur 15 % der Kapazität genutzt werden. Doch die Entwicklung von AndesGPT und künftigen Modellen wird immense Rechen- und Speicherkapazitäten erfordern, sodass das Dongguan-Rechenzentrum „nur“ auf die Anforderungen der nächsten zwanzig Jahre ausgelegt ist.

Die Herausforderung bei der Entwicklung proprietärer generativer KI-Systeme hat gerade erst begonnen, mit der Gewissheit, dass bald weitere folgen werden und sich das Schlachtfeld in der Welt der Smartphones zunehmend auf Dienste und die direkte Interaktion mit virtuellen Assistenten verlagern wird.

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