US-Luftwaffe bestellt eine fliegende Flunder im Blended-Wing-Body-Design

XBW-1-Transporter
US-Luftwaffe bestellt eine fliegende Flunder im Blended-Wing-Body-Design

Ein breiter Rumpf und kleine Flügelspitzen zeichnen das BWB-Konzept aus

© US Airforce

Bei BWB-Jets geht der Rumpf nahtlos in die Flügel über, so soll der Verbrauch massiv gesenkt werden. Kleine Modelle von derartigen Flugzeugen gibt es bereits, nun hat das Pentagon einen flugfähigen Jet bestellt. Doch auch China arbeitet an einem ähnlichen Jet, der BWB-300.

Die US-Luftwaffe hat einen Demonstrator eines neuartigen Transport-Jets bestellt. Ein Demonstrator ist weniger als ein seriennaher Prototyp, aber weit mehr als ein reines Design-Modell, die XBW-1 soll bis 2027 fliegen können. Zwei Dinge sind an dem Vorgang spannend. Zuerst einmal geht der Auftrag nicht an einen Rüstungsgiganten, sondern an das Luftfahrt-Startup JetZero. Und dazu kommt die neuartige Form des Jets, das Blended-Wing-Body-Design.

Geringer Verbrauch

Das Blended-Wing-Body-Design (BWB) liegt zwischen dem klassischen Aufbau eines röhrenförmigen Rumpfes mit klar abgegrenzten Flügeln und dem Konzept eines Nurflüglers, wie es man erstmals bei der Horten Ho 229 sehen konnte (Die Horten Ho 229 – das geheimnisvollste Flugzeug der Nazis). Blended-Wing-Body bedeutet, dass Rumpf und Flügel fließend ineinander übergehen. Diese Form ist auch bei Passagierflugzeugen im Gespräch. Die Northwestern Polytechnical University in China hat Anfang 2023 ein maßstabsgetreues Flugzeug eines Blended-Wing-Body-Konzepts getestet, ein Modell der BWB-300 (Ziviler Nurflügler – China startet “Blended Wing Body”-Jet) 2007 hat Boeing den X-48B-Demonstrator in die Luft gebracht. 2020 stellte Airbus das Modell des Maverick vor (Airbus Maveric – dieser Nurflügler fliegt bereits als Modell). Allesamt waren es verkleinerte Modelle.

Derartige Flugzeuge bieten sehr viel mehr Transportraum und sie können schwere Lasten tragen. “Blended Wing Body-Flugzeuge haben das Potenzial, den Treibstoffbedarf erheblich zu senken und die globale Reichweite zu erhöhen“, so Air Force Secretary Frank Kendall. “Der schnelle, effiziente Transport von Streitkräften und Fracht über große Entfernungen ist eine entscheidende Fähigkeit zur Umsetzung einer nationalen Sicherheitsstrategie.”

Dual-Use Flugzeug

Für das Konzept ist neben der militärischen Nutzung als Transporter und als Tankflugzeug auch eine zivile Verwendung geplant. Der geringe Verbrauch des BWB-Konzepts soll eine nachhaltigere Luftfahrt möglich machen. Das Konzept soll aerodynamisch mindestens 30 Prozent effizienter sein als eine Boeing 767 oder ein Airbus A330. Auf diesen Verkehrsflugzeugen basieren die heutigen Tank- und Transportflugzeuge des Militärs. Mit neuartigen Triebwerken und leichten Verbundmaterialien hofft man auf eine Reduktion des Verbrauchs um mehr als die Hälfte.

“Es gibt vier Flugkräfte: Auftrieb, Gewicht, Widerstand und Schub. Wir haben einen Baukörper und eine schlanke Flugzeugzelle, und sie wird aus Verbundwerkstoffen hergestellt – auf dem neuesten Stand der Technik”, so Tom O’Leary, Mitbegründer und CEO von JetZero. “Wenn wir diese Nettoeffekte kombinieren, sind sie phänomenal … und das war der Auftrieb, das Gewicht und der Luftwiderstand. Und dann denken wir über den Schub nach. Was wir mit einer hocheffizienten Flugzeugzelle erreichen können, nämlich dass wir weniger Schub benötigen, bedeutet, dass wir tatsächlich in diesen positiven Kreislauf geraten sind, in dem wir ein kleineres Triebwerk verwenden können, das wiederum weniger Gewicht und weniger Luftwiderstand hat.”

Das BWB-Design spielt auch eine Rolle in einer möglichen Konfrontation mit China, die langen Distanzen im pazifischen Raum erhöhen die Anforderungen für die Transportflugzeuge. JetZero zeigt dazu auch Renderings mit für Zivilflugzeugen typischen Fenstern und Türen. JetZero geht davon aus, dass das BWB-Konzept die Basis für ein sehr effizientes Zivilflugzeug für 250 bis 300 Passagiere sein wird. Die Anordnung der Triebwerke oberhalb des flunderförmigen Rumpfes wird die Lärmbelastung am Boden reduzieren.

Konzept hat auch Nachteile

Effizientere Triebwerke und leichtere Materialien werden allerdings auch neue Jets nutzen, die einem anderen Design folgen. Der originäre Vorteil des BWB-Designs liegt darin, dass hier der gesamte Rumpf und nur die Flügel Auftrieb erzeugen. Das bringt aber ein Problem mit sich: Um den Auftrieb optimal zu nutzen, muss das Flugzeug gleiten, es darf nicht zu schnell fliegen. Das heißt aber auch, dass die Betriebsstunden bei gleicher Streckenleistung steigen. Passagiere wären spürbar länger in der Luft. Wenn die Passagiere sich von der Mittelachse des Rumpfes entfernen, leiden sie viel stärker unter den Schwankungen bei Kursänderungen. Ihre Sitze gehen dann auf und ab, wie auf den Fahrgeschäften eines Jahrmarktes. Ein Konzept wie der Maverick von Airbus, bei dem die Passagiere in den Flügeln sitzen, ist daher wenig realistisch.

Und nicht zuletzt sind die heutigen Terminals nicht auf diesen Flugzeugtyp ausgelegt, sie müssten entsprechend angepasst werden. Für die BWB-300 ergibt sich ein weiteres China-spezifisches Problem. Dort wird gerade ein Netz für Magnetschwebebahnen aufgebaut, diese Züge fahren schneller, als ein BWB-Jet fliegen würde.

Quelle: Warzone

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