Novak Djokovic verliert in Indian Wells: Vertrieben aus dem Paradies

#Novak #Djokovic #verliert #Indian #Wells #Vertrieben #aus #dem #Paradies

Die Spieler mögen es in Indian Wells. Das Event in der kalifornischen Wüste ist das bedeutendste Tennisturnier nach den vier großen Majors in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. In der Szene wird das Event „Tennis Paradise“ genannt. Die Anlage mitten im Coachella-Valley ist umgeben von Palmen und mutet an wie eine künstlich-grüne Oase. Die Arenen haben Grand-Slam-Niveau. Am Horizont reihen sich die kalifornischen Bergketten aneinander. Überall gibt es Golfplätze. Es gibt für Tennis-Profis kaum einen besseren Ort auf der Welt, um gelben Filzbällen hinterherzujagen.

Auch Novak Djokovic liebt es in Indian Wells. Das liegt auch an der Vergangenheit. Fünf Mal konnte er hier schon triumphieren. Und auch dieses Jahr hatte er sein Ziel klar formuliert. Mit nichts weniger als seinem sechsten Titel würde er sich „im Valley“ zufrieden geben. Der sportliche Schock für den Weltranglistenersten folgte nur wenige Tage nach seiner Siegankündigung. Am späten Montagabend kalifornischer Ortszeit saß der 24-malige Grand-Slam-Champion vor der Presse und musste seine 4:6, 6:3 und 3:6-Niederlage gegen den italienischen „Lucky Loser“ Luca Nardi erklären. Nardi steht in der Weltrangliste auf Position 123, nie zuvor hatte Djokovic in seiner gesamten Karriere bei einem Masters-Event oder auf Grand-Slam-Niveau gegen einen im Ranking derart niedrig geführten Spieler ein Match verloren.

Die Blamage versuchte er zunächst so einzuordnen, wie man es vom Serben gewohnt ist, wenn er mal verliert: unaufgeregt, auch ein bisschen von oben herab und eher gleichgültig: „Wisst ihr“, begann der Altmeister, „das ist einfach Teil des Sports. Manchmal verliert man, manchmal gewinnt man. Es ist völlig okay. Man muss es einfach akzeptieren.“ Dann blickte er auf sich. „Ich war eher von meinem Niveau überrascht. Mein Niveau war wirklich sehr, sehr schlecht“, sagte Djokovic. Ja, das stimmte. Der Serbe spielte kein gutes Tennis, produzierte insgesamt 31 sogenannte „unforced errors“, die für Tennisspieler so vermaledeiten unerzwungenen Fehler, sein sonst so famoses Returnspiel fand nur im zweiten Satz statt.

Lesen Sie auch  Manchester United – Liverpool 2:2: Die Red Devils holen sich einen Punkt und zerstören die Titelhoffnungen ihrer Rivalen

Verwundbarer als gedacht?

Dass er kritisch mit sich selbst ins Gericht ging, war zwar löblich, aber Djokovic hätte bei seiner Analyse ruhig ein bisschen mehr die famose Leistung des jungen Italieners herausstellen können. Nardi machte es grandios in diesem Match seines noch jungen Lebens. Der 20-Jährige war eigentlich schon in der Qualifikation ausgeschieden und war nur ins Hauptfeld gerückt, weil sich ein anderer Spieler verletzt hatte. Er hielt sich Djokovic irgendwie über die gesamte Spieldauer vom Leib, hatte fast immer die Kontrolle und eben auch die Schläge, die es braucht, um so einen Sieg unter Dach und Fach zu bringen. Im dritten und entscheidenden Satz gelangen ihm alleine 16 direkt erzielte Punkte. Neben den „Winnern“ war auch sein Aufschlag ein großer Faktor. Bezeichnend, dass er das Match mit seinem sechsten Ass beendete.


„Ich denke, es ist ein Wunder“, sagt Luca Nardi nach seinem Sieg gegen Djokovic.
:


Bild: –

Das Erstaunliche an diesem Match: Für Djokovic, diesen erfahrenen Champion, gibt es ja fast immer einen Weg zurück in solch engen Matches. Aber der Turnaround kam dieses Mal einfach nicht. Und jetzt fragt die Tenniswelt nach dem Warum. Weil es nicht die erste Niederlage von Djokovic in letzter Zeit war, rumort es in der Szene. So richtig traut sich (noch) niemand, es auszusprechen. Aber die Kernfrage, die im Raum steht, sie lautet doch: Ist der Unantastbare etwa an einem Punkt in seiner Karriere angekommen, an dem er verwundbarer scheint, als viele auch seiner Gegner bisher geglaubt haben?

Ein bisschen sieht es gerade danach aus. Die vergangenen Wochen und Monate verliefen nicht gut für Djokovic. Der Trend, der sich nun nach der Niederlage gegen Nardi verfestigt, hatte seinen Ursprung bei den ATP-Finals in Turin Mitte November. In der Gruppenphase verlor er gegen Jannik Sinner. Das hatte noch keine Folgen, Djokovic gewann am Ende das Turnier der Jahresbesten. Nur wenige Tage später verlor der Serbe abermals gegen Sinner. Im Davis-Cup-Halbfinale wehrte der aufstrebende Italiener drei Matchbälle nacheinander ab und gewann ein denkwürdiges Spiel.

Eine Hülle seiner selbst

Auch der Saisonauftakt in Australien verlief für den Grand-Slam-Rekordsieger nicht nach Plan. Beim United Cup unterlag er Alex de Minaur. Alles nicht so schlimm, hätte man meinen können. War ja nur ein Vorbereitungsturnier auf die Australian Open. Normalerweise ist es ja so: Wenn es darauf ankommt und es um die großen Pokal geht, ist Djokovic eine Klasse für sich. Aber in Melbourne fand er abermals im späteren Sieger Sinner seinen Meister. Das Halbfinal-Match war eine Machtdemonstration des im Moment formstärksten Spielers auf der Tour.

Und nun die Blamage von Indian Wells. Djokovic spielte – das muss man zu seiner Verteidigung anmerken – vor allem im zweiten Satz dominant. Aber über die gesamte Spieldauer war es mehr die Hülle seiner selbst, die da auf dem Platz stand. Das Gesamtbild hatte Djokovic hinterher klar vor Augen: „Bisher habe ich noch keinen Titel in diesem Jahr gewinnen können. Das ist ungewohnt für mich“, sagte er. Den „kleinen negativen Kreislauf“ könne er nur mit Siegen durchbrechen. Was er meinte, waren Turniersiege. Darunter macht es Djokovic nicht. Aber die Konkurrenz liegt jetzt auf der Lauer – mehr denn je und vielleicht wie noch nie zuvor.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.