Heinkel He 219 – so jagte die Uhu die britischen Bomber in der Nacht

Zweiter Weltkrieg
Heinkel He 219 – so jagte die Uhu die britischen Bomber in der Nacht

Die Heinkel He 219 gilt als genialer Entwurf, besaß aber auch Schwächen.

© Commons

Mit eigenem Radar und sechs schweren Maschinengewehren ging die Uhu auf die Jagd. Das Flugzeug hatte herausragende Eigenschaften, es hatte die ersten Schleudersitze. Doch das Reichsluftfahrtministerium schätzte sie nicht und so wurden nur wenige Nachtjäger gebaut.

Ein “Haus ohne Dach” so beschrieb Adolf Galland – General der Jagdflieger – die aussichtslose Aufgabe, das Reich vor den alliierten Bomberströmen zu schützen. Dennoch war das Leben für die alliierten Besatzungen nicht leicht. Nach den verheerenden Verlusten bei dem Angriff auf Schweinfurt vermieden die Alliierten Tagangriffe ohne Jagdschutz. Die deutschen Jäger trafen fortan auf Begleitjäger, die die Bomberströme umschwärmten. Anders in der Nacht – hier folgen die Bomber weiterhin allein. Sie schützte die Dunkelheit. Auch wenn das Radar es möglich machte, sie grob zu lokalisieren, war es nicht einfach ein Flugzeug in eine Abschussposition zu bringen.

Konstruiert für die Nachtjagd

Zumal Flugzeuge zu Beginn des Krieges eigentlich nicht für den Nachteinsatz gebaut wurden. Zuerst rüsteten die Deutschen zweimotorige Maschinen für die Nachtjagd um. Meistens das schwere Kampfflugzeug Messerschmitt Bf 110 Zerstörer, das seiner eigentlichen Aufgabe nicht gewachsen war. Die Uhu – die Heinkel He 219 – wurde dagegen speziell für die Nachtjagd entwickelt und brachte zahlreiche Verbesserungen mit sich. Der Erstflug war am 6. November 1942, 1943 wurde die zweimotorige Maschine eingeführt. In der Uhu wurden erstmals automatische Schleudersitze verbaut. Schon frühere Versionen der Me-110 hatten eine spezielle Anordnung der Bordwaffen eingeführt.

Starke Bewaffnung

Normalerweise waren die Maschinenwaffen eines Jägers so eingebaut, dass sie parallel zur Längsachse des Flugzeugs zielten. Der Pilot schoss immer in Fahrtrichtung. In der Nachtjagd wurden sie dagegen so montiert, dass die Flugbahn ihrer Geschosse schräg nach oben zielte. Durch die sogenannte “schräge Musik” konnte sich der Jäger in Unterposition hinter einen Bomber setzen. So entging der Jäger dem hinteren Bordschützen und konnte den Bauch des Bombers beschießen. Bei der Uhu ging man einen Schritt weiter. Die Waffen wurden zwei Meter hinter dem Piloten eingebaut. Dadurch wurde die Besatzung erstmals nicht mehr vom Mündungsfeuer geblendet. Wie auch andere Flugzeuge der Deutschen Wehrmacht wurde die Uhu mit einer Vielzahl Waffenkonfigurationen ausgeliefert. Typisch sind jeweils zwei MG 151 – ein Maschinengewehr im Kaliber 20 Millimeter – in den Flügelansätzen, in der Bodenwanne und schräg hinter dem Piloten. Die Waffen in der Wanne wurden teilweise durch die stärkeren 30-mm-Kanonen MK 108 oder MK 103 ersetzt. Insbesondere eine Garbe der 30-mm-Kanonen konnte jeden Bomber zerstören. In der Nase der Maschine befand sich das Lichtenstein-Radar. Das Flugzeug konnte so selbständig ein Ziel finden und war nicht allein auf die Anweisungen der Leitstelle am Boden angewiesen. Dazu kam die Einsatzdauer. Die Uhu konnte vier bis fünf Stunden in der Luft lauern, bis ihr ein Ziel zugewiesen wurde.

Erster Einsatz

Gut dokumentiert ist der erste Einsatz einer Uhu. Am 11. Juni 1943 starteten die Piloten der ersten Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 1 in Venlo erstmals mit dem neuartigen Flugzeug. Die erste Heinkel wurde von Major Werner Streib geflogen, der Messfunker, Unteroffizier Fischer, bediente das Radar. Er brachte die Heinkel in die Schussposition. Die sechs MG 151 im Kaliber 20 Millimeter zerfetzten den ersten Bomber. Insgesamt schoss Streib fünf britische Maschinen ab, dann war die Munition aufgebraucht. Auch die deutsche Uhu wurde getroffen und brach bei der Landung auseinander.

Von der He 219 wurden zwischen 1943 und 1945 insgesamt 280 Maschinen gebaut. Sie war ein ungeliebtes Kind. Sie war nur für einen Zweck – dem Abfangen schwerer Bomber in der Nacht – optimiert. Also anders als die Junkers Ju-88 mit ihrem breiten Einsatzspektrum, die ebenfalls zur Nachtjagd eingesetzt wurde. Erhard Milch, der für die deutsche Flugzeugproduktion zuständige Feldmarschall, hielt grundsätzlich wenig von so spezialisierten Flugzeugen. Immer wieder nahm das Reichsluftfahrtministerium die Uhu aus der Produktion, bis deren Unterstützer sie wieder heimlich hineinschummelten. Wenig förderlich waren auch die Spannungen zwischen Milch und Ernst Heinkel.

Zu schwer oder zu schwach

Die technischen Besonderheiten und ihre Schönheit sicherten der He 219 eine große Schar von Bewunderern. Fans, die über ein Kardinalproblem des Entwurfs hinwegsahen. Die Maschine war untermotorisiert, die Motoren zu schwach oder die Konstruktion zu schwer.  Eric Brown flog als Testpilot der Royal Navy nach dem Krieg mehrere Beutestücke. Er urteilte, die Heinkel “besaß die schlimmste Eigenschaft, die ein zweimotoriges Flugzeug haben kann – sie war zu schwach. Dieser Fehler macht den Start im Falle eines Triebwerksausfalls zu einem gefährlichen Manöver, und eine Landung mit ausgefallenem Triebwerk konnte ebenso kritisch sein.”

Mit fortschreitendem Krieg wurde es immer problematischer, die komplexe He-219 betriebsbereit zu halten. Ein Uhu-Pilot schrieb: “Es kam selten vor, dass mehr als zehn Maschinen zu einer Nachtmission starteten, normalerweise weniger, und von denen kehrte die Hälfte entweder sofort nach dem Start zurück oder musste aufgrund von Störungen oder Problemen innerhalb der nächsten halben Stunde landen.” In den meisten Fällen war es die Bordelektrik, die ausfiel. Die Maschinen wurden im Freien geparkt und es bildete sich schnell Kondenswasser in ihnen.

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