Guterres weist Bedingungen der Taliban zurück

Als Bedingung für ihre Teilnahme an einer internationalen Afghanistan-Konferenz hat die dortige Taliban-Regierung eine Behandlung ihrer Delegation verlangt, die einer diplomatischen Anerkennung gleichgekommen wäre. Das sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag zum Ende der zweitägigen Konferenz in Doha, die ohne Beteiligung der Taliban stattfand. Er habe einen Brief mit Bedingungen erhalten, die „inakzeptabel“ seien. So hätten die Taliban den in Doha versammelten Afghanistan-Sondergesandten verschiedener Länder verwehren wollen, „mit anderen Vertretern der afghanischen Gesellschaft zu sprechen“, sagte Guterres. Laut Berichten afghanischer Medien waren drei Frauenrechtlerinnen und ein Journalist eines Exilsenders als Vertreter der Zivilgesellschaft eingeladen worden.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan mit Sitz in Ankara.

In einer zentralen Frage der Konferenz, der Ernennung eines UN-Sondergesandten für Afghanistan, gab es keine Einigung. Die Schaffung eines solchen Postens war in einem Bericht empfohlen worden, den der Weltsicherheitsrat in Auftrag gegeben hatte, um langfristig auf eine Reintegration Afghanistans in das internationale System hinzuarbeiten. China und Russland hatten sich dieser Empfehlung jedoch nicht angeschlossen. Guterres sagte, er wolle der De-facto-Regierung in Kabul „die Rolle des Gesandten verdeutlichen“. Die Taliban lehnen ein solches Amt als ausländische Einmischung ab.

Das Treffen der Sondergesandten soll Guterres zufolge als Gesprächsformat verstetigt werden. Beim nächsten Treffen werde man sich abermals um eine Teilnahme der Taliban-Regierung bemühen. Zudem solle eine neue Kontaktgruppe den Umgang der Nachbarländer Afghanistans und der Geberländer mit den Taliban besser koordinieren. Es gibt Befürchtungen, dass die Nachbarländer durch eine engere Kooperation mit den Taliban deren diplomatische Isolation verwässern könnten. Guterres äußerte „tiefe Solidarität“ mit afghanischen Frauen und Mädchen, denen die Taliban verbieten, zur Schule zu gehen, zu studieren und zu arbeiten.

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Der UN-Generalsekretär distanzierte sich von einer Stellungnahme der russischen Botschaft in Kabul, die die Absage der Taliban als „gerechtfertigt“ bezeichnete. Ihnen sei lediglich eine Teilnahme an einem „marginalen Teil“ der Veranstaltung angeboten worden, schrieb die Botschaft auf der Plattform X. Auf Bitten der afghanischen Regierung habe die russische Seite eine Teilnahme an Gesprächen mit afghanischen Aktivisten abgelehnt. Deren Auswahl sei „intransparent“ gewesen und „hinter dem Rücken“ Kabuls erfolgt. Der Journalist Lotfullah Najafizada, der als Vertreter der Zivilgesellschaft teilnahm, bezeichnete die Absage der Taliban als „strategischen Fehler“. Der Taliban-Sprecher Zabiullah Mudschahed sagte, eine Teilnahme hätte „der Würde, der Einheit und der Unabhängigkeit des afghanischen Volkes“ geschadet.

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