Gefälschte Hitler-Tagebücher ans Bundesarchiv übergeben

Fast zehn ­Millionen Mark waren dem Magazin „Stern“ und dem Vorstandsvorsitzenden von Gruner + Jahr, Gerd Schulte-Hillen, die 62 Kladden wert. Man wollte sie unbedingt haben, und man wollte auch unbedingt, dass sie echt sind. Dass auf einem der Tagebücher die Initialen „FH“ und nicht „AH“ prangten, war genauso egal wie sachliche Fehler etwa zur Leibstandarte SS Adolf Hitler, auf die schon 1981 hingewiesen wurde. Hitlers vermeint­liche Tagebücher wurden dennoch am 28. April 1983 im Magazin „Stern“ veröffentlicht.

Zehn Tage später war der größte Medienskandal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland perfekt. Labore hatten nachweisen können, dass das Papier, auf dem Führer Hitler („FH“) seine Gedanken aufgeschrieben haben sollte, aus den Fünfzigerjahren stammte. Fälscher Konrad Kujau wurde 1985 wegen Betrugs zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die 9,34 Millionen Mark, die er bekommen hatte, sind bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Geblieben aber sind die Tage­bücher, die der „Stern“ und der Medienkonzern Bertelsmann lange unter Verschluss hielten. Am Donnerstag übergaben sie 52 Bände an das Bundesarchiv in Koblenz. Für das Archiv, das an der Aufdeckung der Fälschung beteiligt war, schließt sich damit ein Kreis, wie sein Präsident Michael Holl­mann sagte. Die gefälschten „Hitler-Tagebücher“ hätten in den Achtzigern das gefährliche Potential gehabt, die brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen.

„Es ist gut, dass die Zeugnisse dieses schwierigen Kapitels bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte nun im Bundesarchiv gesichert und im Kontext der authentischen Quellen als Fälschungen kenntlich gemacht werden können“, so Hollmann. Zwei ­Tagebücher befinden sich im Haus der Geschichte in Bonn, drei im Polizeimuseum Hamburg, eine Kladde bei der Fondation Cartier in Paris. Der letzte Band der Tagebücher war 2004 in Berlin an einen anonymen Käufer für 6500 Euro versteigert worden.

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