Israel setzt erstmals Laserwaffen ein
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Seit Jahren arbeitet Israel am Flugabwehrsystem „Iron Beam“. Hochenergie-Laser sollen dabei anfliegende Kleinraketen und Drohnen zerstören. Im Krieg mit der Hamas ist nun der erste Einsatz geplant.
ICHn seinem Abwehrkampf gegen den Raketenhagel der Hamas steht Israel vor dem ersten Einsatz von Laserwaffen. Nach Berichten in israelischen Medien soll ein solches Waffensystem jetzt im Kontext der Reaktion Israels auf die Anschläge der Terrororganisation Hamas erstmals in der Praxis genutzt werden.
Vor knapp zehn Jahren hatte Israel auf einer Rüstungsmesse in Singapur das Projekt für ein Flugabwehrsystem mit dem Namen „Iron Beam“ vorgestellt. Hochenergielaser sollen dabei anfliegende Kleinraketen, Drohnen oder Mörsergranaten zerstören.
Das Abwehrsystem ist als Ergänzung und teilweise als Ersatz für das bewährte Abwehrsystem „Iron Dome“ vorgesehen. Mit „Iron Dome“, übersetzt der „Eisenkuppel“, wehrt Israels Militär feindliche Raketen der Hamas aus Gaza oder der Schiitenorganisation Hisbollah aus dem Libanon ab. Israel hat große Summen in das „Iron-Dome“-System investiert, das ab 2007 nach dem Angriff des Libanon auf Israel mit Katjuscha-Raketen entwickelt worden ist und nun zum Schutz größerer Städte dient.
Beim jüngsten Terrorangriff der Hamas wurden angeblich mehrere Tausend Raketen abgefeuert, um das „Iron-Dome“-System zu überlasten. Über die Anzahl der allein am ersten Tag abgefeuerten Hamas-Raketen gibt es unterschiedliche Angaben. Die Bandbreite beträgt 2000 bis 5000 Raketen.
Während „Iron Dome“ derzeit täglich seine Wirkung mit Abschussraten je nach Szenario von weit über 90 Prozent unter Beweis stellt, ist noch unklar, wie sich „Iron Beam“ („Eisenstrahl“) bewähren wird. Die Reichweite der Laser-Abwehrwaffe wird von einigen Hundert Metern bis zu sieben Kilometer angegeben, also weit unterhalb von „Iron Dome“, dessen Abfangraketen bis zu 70 Kilometer weit fliegen. „Iron Beam“ soll Bedrohungen ausschalten, die zu nah für „Iron Dome“ sind.
Beide Abwehrsysteme werden vom israelischen Rüstungskonzern Rafael entwickelt. Am „Iron-Beam“-Projekt hat sich Ende 2022 der größte US-Rüstungskonzern Lockheed Martin beteiligt mit dem Ziel, noch wirksamere Laserwaffen mit höherer Leistung zu entwickeln.
Experten sprechen bei „Iron Beam“ von einem Hochenergie-Laserwaffensystem der 100-Kilowatt-Klasse. Es soll auch in der Lage sein, Drohnen-Schwärme zu zerstören. Die Vorteile im Vergleich zu „Iron Dome“ sind weitaus geringere Kosten pro Abschuss, ein theoretisch unbegrenzter Munitionsvorrat und geringere Betriebskosten.
Auch hier schwanken die Angaben erheblich. Ein Laser-Abschuss kostet angeblich wenige Dollar bis 2.000 Dollar, wenn alles eingerechnet wird, gegenüber 20.000 bis 150.000 Dollar je „Iron Dome“-Abfangrakete.
Aber es gibt auch Nachteile: So muss der Laserstrahl wenige Sekunden lang das zu zerstörende Objekt in der Luft präzise verfolgen und punktgenau wie bei einem Schweißbrenner ein Loch hineinbrennen. Das ist keine leichte Aufgabe. Auch das Wetter spielt eine Rolle: Regen und Nebel bremsen einen Laserstahl-Einsatz. „Iron Beam“ werde daher immer nur eine Ergänzung, aber nie ein komplett eigenständiges Flugabwehrsystem sein, heißt es bei Experten.
Rafael ist mit seiner „Iron-Beam“-Idee nicht der einzige Rüstungskonzern, der an Laserwaffen arbeitet. Weltweit wird an der Technologie geforscht. In Deutschland sind beispielsweise Rheinmetall und die Deutschland-Tochter des großen Lenkwaffen-Konzerns MBDA seit Jahren auf diesem Feld tätig. MBDA und Rheinmetall schlossen jüngst eine Erprobung mit über 100 Testschüssen auf der Fregatte 124 „Sachsen“ ab.
Dabei geht es um ein Laserwaffensystem auf einem Kriegsschiff, das auch zur Abwehr von Drohnen oder angreifenden Schnellbooten genutzt werden könnte. Im August 2022 hatte die Bundeswehr erstmals in ihrer Geschichte von einem deutschen Kriegsschiff aus eine Laserwaffe in einem Test erfolgreich eingesetzt.
Mitte 2022 stellte MBDA eine kleine tragbare Laserwaffe vor, etwa für die Bundeswehr oder Polizei. Damit könnte beispielsweise binnen Sekunden Stacheldraht durchschnitten oder Sensoren lahmgelegt werden.