Ein kleiner Altar für meine Trauer über Kurt Cobain | NDR.de

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Stand: 04.04.2024 12:15 Uhr

Heute vor 30 Jahren nahm sich Kurt Cobain das Leben. Am 5. April 1994 starb der Rockmusiker mit nur 27 Jahren. Nach seinem frühen Tod wurde der Sänger und Gitarrist von Nirvana das, was er nie sein wollte: ein Idol.

von Pastorin Ann-Kathrin Brenke

Einige Jahre hing in meinem Jugendzimmer ein Poster. Eine schwarz-weiße Fotografie im Querformat. Darauf ein Musiker in schwarzer Lederjacke, die strähnigen langen blonden Haare hinters Ohr geklemmt. Der linke Arm umgreift locker eine Akustikgitarre, die lässig auf dem Beim abgelegt ist – bereit gespielt zu werden, sobald die Zigarette in der anderen Hand aufgeraucht ist. Dieses Bild roch förmlich nach dem Geist der Jugend. Zumindest nach meiner. Es zeigte Kurt Cobain, den Sänger der Band Nirvana, die Anfang der 90er-Jahre mit ihrem Lied “Smells Like Teen Spirit” den jugendlichen Zeitgeist traf.

Nirvana-Frontmann Kurt Cobain stirbt vor 30 Jahren

Der Erfolg der Band hielt nur wenige Jahre, bis zum überraschenden Tod von Kurt Cobain heute vor 30 Jahren. Die Todesnachricht traf mich. Gerade erst hatte ich meine geliebten Kassetten von Rolf Zuckowski aussortiert, um mich einem neuen Lebensgefühl zuzuwenden und im Fan-Dasein auszuprobieren, da kam es schon zum Unglück. Unter das Poster stellte ich eine schwarze Kerze, die am 5. April angezündet wurde. Ein kleiner Altar für meine Trauer. Es war eine Ecke in meinem Zimmer, in der all die überbordenden Emotionen einer Jugendlichen einen Ort hatten. Die Wut und das Glück, die Suche nach Vorbildern und der eigenen Identität. Anschaulich, konkret und lebensnah.

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Erinnerungen und Merkzeichen an das Leben

30 Jahre später ist meine Welt eine andere, die Orte der Trauer sind es auch. Die Altäre, an denen ich mich heute ausrichte, stehen in Kirchen, sie sind der Himmel, der Horizont oder der Blick nach innen. Aber ich finde es immer noch hilfreich, Orte und Bilder zu haben für das, was mich bewegt. Als Pastorin entdecke ich in vielen Wohnung kleine Hausaltäre: Fotos verstorbener Eltern oder Großeltern eingerahmt im Regal, Polaroids am Kühlschrank von der letzten Hochzeitsfeier oder Urlaubsbilder von Sonnenuntergängen. Bilder, die zeigen, wozu Menschen in Beziehung stehen und was hoffen lässt. Erinnerungen und Merkzeichen für das, was das Leben ausmacht. Anschaulich, konkret und lebensnah.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 |
05.04.2024 | 10:40 Uhr

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