In Villeneuve-Loubet, einem Badeort auf halbem Weg zwischen Nizza und Cannes, hatte das Anwesen Ermitage mehrere Leben. Im Jahr 1920, zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Marschall von Frankreich, erwarb Philippe Pétain dieses riesige 7 Hektar große Grundstück in der Gemeinde mit seiner Belle-Époque-Villa. (siehe Postkarte unten). Er besuchte das Anwesen bis 1943 regelmäßig, bevor dieses Anwesen, wie sein gesamter Besitz, 1945 vom Staat beschlagnahmt wurde.
Der Ort diente zunächst als Freinet-Schule und beherbergte die Kinder derjenigen, die einige Jahre lang erschossen worden waren. Erst 1955 übernahm die Familienbeihilfekasse das gesamte Anwesen und es wurden dort regelmäßig Ferienlager veranstaltet. Anschließend wurde die ursprüngliche Villa nach und nach verlassen, bis 1967 ein Rehabilitationszentrumsprojekt ins Leben gerufen wurde, das den Vorgeschmack auf das heute noch bestehende medizinisch-pädagogische Institut Henri Wallon gab. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens dieser Institution wurden die erstaunlichen Archive auch in dem unten gezeigten Film zusammengestellt. An derselben Stelle wurde ein Manuskript von Marschall Pétain gefunden, das letztes Jahr nach einem sechsjährigen Rechtsstreit beglaubigt wurde.
140 Wohneinheiten, 1 Park, Geschäfte
Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende, denn der Staat plant nun, auf diesem Grundstück ein geschlossenes Bildungszentrum für jugendliche Straftäter, ein medizinisches Gesundheitszentrum, aber auch 500 m² Geschäfte und 140 Wohneinheiten, davon 40 % gemischt, zu errichten ein 2.500 m² großer Park, wie von Nice Matin beschrieben. Dieses Programm, das schnell den Zorn der Nachbarschaft auf sich zog, konnte während der öffentlichen Konsultationsphase offensichtlich nicht die Menge der Gegner mobilisieren. Während der letzten Gemeinderatssitzung betonte der Bürgermeister, der den lokalen Medien zufolge regelmäßig betonte, dass der Staat auf seinem Land getan habe, was er wolle, dass es trotz der großen Publizität rund um die Veranstaltung keinen öffentlichen Besuch gab und nur eine negative Stellungnahme auf elektronischem Weg übermittelt wurde. Die kommenden Monate dürften daher den Weg zu einem neuen Stück Leben für das Ermitage-Anwesen ebnen.