Anycubic Kobra 2 im Test: Der beste & schnellste 3D-Drucker bis 300 Euro

Der Drucker bietet einen Bauraum von 220 x 220 x 250 mm – ein typischer Einsteiger-Drucker in der Größe des Klassikers, eines Ender 3. Im Vergleich dazu gibt es aber eine deutlich bessere Ausstattung: Druckplatte aus PEI-Federstahlblech, Auto-Bed-Leveling und doppelte Z-Achsenführung sind Merkmale, die in der Preisklasse von unter 300 Euro nicht selbstverständlich sind. Auch ansonsten hat sich einiges getan. So hat der Kobra 2 einen überarbeiteten Druckkopf, eine präzisere Laufschienen-Mechanik und automatisches Leveln, das wirklich ohne Nachjustieren auskommt. Der Hersteller nennt das Automatic Bed Leveling (ABL) mit Smart Z-Offset Funktion – doch dazu später mehr.

Die Standarddruckgeschwindigkeit des Kobra 2 beträgt 150 mm/s; die maximal mögliche liegt bei 250 mm/s. Laut Anycubic druckt der Kobra 2 ein das klassische Benchy-Schiff, das seit Jahren zum Test von Druckqualität und -Geschwindigkeit zum Einsatz kommt, mit Standardeinstellungen in 30 Minuten. Das ist schon eine Ansage, versprochen haben das schon einige Hersteller. Gehalten auch, zumindest die Zeit – jedoch hat stets die Druckqualität gelitten. Ob das nun besser klappt?

Der Kobra 2 wird gut verpackt in klassischer Modulbauweise ausgeliefert. Hierbei muss der Käufer den oberen Rahmen mit der unteren Plattform verbinden und danach den Druckkopf montieren. Die weiteren Schritte sind das Anbringen von Touchscreen und Rollenhalter; dann kann es losgehen.

Das automatischen Leveln, also das Anpassen von Abstand zwischen Druckkopf und Druckbett, nennt der Hersteller hier Leviq 2.0. Konkret tastet dabei ein Näherungssensor an 25 Stellen das Druckbett ab. Daraus erstellt die Software ein Höhenprofil. Beim Drucken gleicht die Software dann automatisch die Höhe des Druckkopfs an die Unebenheiten des Druckbetts an.

So kennen wir das schon von Kobra Neo und Kobra Max. Neu beim Kobra 2 ist die Smart Z-Offset Funktion. Dabei befinden sich ein Metall-Druckknopf und ein Silikonkissen am hinteren Ende des Druckbetts. Soll der Druck starten, streift der Kobra 2 erst überschüssig ausgetretenes Filament am Silikonkissen ab und tippt danach mehrmals auf den Druckknopf. Dabei wird die Höhe der Düse perfekt an die des Druckbetts angepasst.

Der starke Übersatz des Dual-Extruders von 4:1 ermöglicht einen kleineren und leichteren Schrittmotor. Trotzdem konnte der Extruder in unseren Tests auch bei höheren Geschwindigkeiten die Flussmenge des Filaments sicherstellen.

Für eine hohe Druckgeschwindigkeit ist außerdem eine stärkere Heizpatrone nötig, damit das Filament auch bei schnellerem Durchsatz schmilzt. Während der erste Kobra mit einem 40-Watt-Thermistor ausgestattet ist, bringt der Nachfolger eine 60-Watt-Heizpatrone mit. Das reicht in der Praxis für die Druckgeschwindigkeiten des Kobra 2 aus.

Der Kobra 2 ist mit Metall-Doppelachskern-Führungen auf der x- und y-Achse ausgestattet. Im Vergleich zum Vorgänger erzeugen die SG15-Lager weniger Reibung, sind nahezu wartungsfrei und reduzieren Vibrationen zwischen den beweglichen Teilen erheblich.

Die z-Achse ist für die Bewegung des Druckkopfs in vertikaler Richtung verantwortlich und spielt eine entscheidende Rolle für die Genauigkeit und Geschwindigkeit des Druckvorgangs. Hier kommt eine doppelte z-Achsen-Führung zum Einsatz, die genauer arbeitet und Vibrationen bei der Bewegung reduziert. Diese Ausstattung ist üblicherweise noch teureren Druckern und welchen mit größerem Druckbett vorbehalten.

Außerdem entscheidend für das hohe Drucktempo ist die Bauteilkühlung. Das erhitzte Filament wird durch den Druckkopf an der gewünschten Position ausgegeben, erkaltet und erstarrt dort – daraus entsteht dann das zu druckende Objekt. Je schneller der Drucker arbeitet, umso schneller muss er aber auch den ausgegebenen Kunststoff kühlen, damit es nicht zu Verformungen, Fadenbildung oder zu durchhängenden Überhängen kommt. Und während die meisten Hobbyisten bei ihren 3D-Druckern den dafür zuständigen Mini-Lüfter früher oder später gegen einen Radiallüfter austauschen, installiert Anycubic diesen beim Kobra 2 ab Werk. Er leistet 4 Watt – das reicht in der Praxis aus, um selbst starke Überhänge und Brücken bei hohen Geschwindigkeiten perfekt zu härten.

Der Kobra 2 druckt deutlich schneller als seine Vorgänger. Die vom Hersteller angegebene maximale Druckgeschwindigkeit von 250 mm/s ist in der Praxis unrealistisch. Doch auch eine Steigerung auf 150 mm/s ist beachtlich. In unserem Test haben wir mit 150 mm/s zwei Benchys mit einer Layerhöhe von 0,28 mm respektive 0,2 mm gedruckt. In beiden Fällen kann sich das Ergebnis sehen lassen – siehe Fotostrecke. Bei der höheren Auflösung, sprich der geringeren Layer-Höhe, dauert der Druck allerdings etwa 50 Prozent länger.

Die zwei Kisten haben wir mit 60 mm/s respektive mit 250 mm/s gedruckt. Bei 60 mm/s hat der Vorgang rund 17 Stunden gedauert, bei der maximalen Druckgeschwindigkeit knappe 11 Stunden – also 35 Prozent schneller. Dabei wird deutlich, dass eine fünffache Steigerung der maximalen Druckgeschwindigkeit nicht zwingend auch ein Fünftel der Druckzeit bedeutet: Gerade die ersten Layer und die äußeren Schichten werden trotzdem langsamer bearbeitet, damit es keine Haftungsprobleme gibt und das Ergebnis noch ansehnlich bleibt. Und unabhängig von der zu erwartenden Druckqualität sind so schnelle Druckzeiten eher nicht zu empfehlen. So gibt Anycubic auch die Standarddruckgeschwindigkeit mit 150 mm/s an, was durch die oben genannten Verbesserungen durchaus realistisch erscheint.

Der Anycubic Kobra 2 kostet bei Anycubic selbst knapp 300 Euro. Bei 3D Jake ist er mit 289 Euro noch etwas günstiger zu haben. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags war das Gerät bei Anycubic selbst über eBay am günstigsten zu haben; mit dem Gutscheincode POWEREBAY10 kostet er gerade einmal 269 Euro – zu dem Preis gibt es von uns eine absolute Kaufempfehlung.

In vielen Belangen erinnert uns der Anycubic Kobra 2 an den Prusa MK4, allerdings fast drei Viertel günstiger. Mit dem Einführungspreis von 299 Euro unterbietet Anycubic die Konkurrenz deutlich und bietet trotzdem einiges an innovativer Technik an; in der Praxis ist der Drucker sogar noch günstiger zu haben.

Die gehobene Ausstattung wie die doppelte Bauteilkühlung, die hochwertigen Führungsrollen und das anfängertaugliche automatische Leveling machen den Kobra 2 zu einem absolut einsteigertauglichen 3D-Drucker zum Top-Preis.

Wir haben das Testgerät von Anycubic zur Verfügung gestellt bekommen. Herzlichen Dank.

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