Wohnungsbau: „Bezahlbarer Wohnraum nur durch geringere Standards“

Wirtschaft Bauindustrie in der Krise

„Bezahlbarer Wohnraum kann nur durch geringere Standards geschaffen werden“

Der Auftragseingang der Baubranche ist Anfang des Jahres um fast 19 Prozent eingebrochen Der Auftragseingang der Baubranche ist Anfang des Jahres um fast 19 Prozent eingebrochen

Der Auftragseingang der Baubranche ist Anfang des Jahres um fast 19 Prozent eingebrochen

Quelle: Getty Images/Anton Petrus

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Die Zahlen der Bauwirtschaft sind so schlecht wie lange nicht mehr. Besonders katastrophal trifft es den Wohnungsbau. Um der Krise zu trotzen, fordert die Branche jetzt ein Umdenken – auch von den europäischen Nachbarn könne man lernen.

Peter Hübner steht im 33. Stockwerk des Rohbaus des Edge East Side Towers in Berlin-Friedrichshain. Neben Hübner, Präsident des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie, türmen sich Zementsäcke und andere Baumaterialien. Durch die Panoramafenster des Hochhauses, in das Amazon als Hauptmieter einziehen soll, hat Hübner freien Blick auf die Warschauer Brücke und den Fernsehturm. „Bauen ist immer faszinierend“, sagt Hübner. Doch zugleich war es seit Jahren nicht so schwierig, Gebäude oder Infrastruktur zu errichten, wie im Moment.

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Jedes Jahr lädt der Hauptverband der deutschen Bauwirtschaft im Vorfeld des Tages der Bauwirtschaft zu einer Pressekonferenz. Doch so schlecht wie in diesem Jahr waren die dort präsentierten Zahlen seit Langem nicht mehr.

Alle Bereiche der Bauwirtschaft befinden sich im Rückgang. Besonders schlecht steht es um den Wohnungsbau. Damit der Rückgang in dem Bereich zu einem Halt kommt, fordert Hübner nun die Absenkung von Baustandards.

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Bevor Hübner in einem Fahrstuhl die Rohbaustelle des Edge East Side Towers hochfuhr, präsentierte er in einem anliegenden Baucontainer die aktuellen Zahlen des Verbands. „Derzeit geht es in keinem Bereich so voran, wie wir uns das wünschen. Es hakt beim Bau von Wohnungen, beim Ausbau der Stromtrassen und bei der Erneuerung von Infrastruktur“, sagte Hübner.

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Nachdem der Auftragseingang in der Baubranche bereits im Vorjahr real um rund zehn Prozent zurückgegangen ist, ist er im ersten Quartal 2023 laut Zahlen des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie sogar um fast 19 Prozent eingebrochen. Damit geht auch der Umsatz der Branche zurück. Insgesamt rechnet der Hauptverband der deutschen Bauindustrie für das laufende Jahr mit einem realen Umsatzrückgang im Bauhauptgewerbe von sechs Prozent.

Peter Hübner, Präsident der deutschen Bauindustrie

Peter Hübner, Präsident der deutschen Bauindustrie

Quelle: pa/dpa/Kay Nietfeld

Der Wohnungsbau ist vom Umsatzrückgang besonders betroffen. Laut der Prognose des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie wird der Umsatz in dieser Sparte im Laufe des Jahres um neun Prozent zurückgehen. „Allerdings glaube ich nicht, dass wir damit durchkommen werden“, sagte Hübner und stimmte damit bereits auf einen noch höheren Einbruch ein.

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Wie stark der Wohnungsbau von der Baukrise betroffen ist, zeigt sich auch im Auftragsbestand. Während dieser für die Baubranche Ende März 2023 real ein Minus von elf Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitpunkt im Vorjahr auswies, betrug der Rückgang im Wohnungsbau 21 Prozent. Hübner betonte, dass die Aufstockung der Neubauförderung nicht reiche, um die Baupreissteigerungen und die gestiegenen Zinsen aufzufangen.

„Bezahlbaren Wohnraum kann nur durch geringere Standards geschaffen werden“, sagte Hübner. Dabei ginge es ihm nicht darum, die Standards bei Statik oder dem Brandschutz infrage zu stellen. „Es geht nicht darum, geringwertig zu bauen, sondern übertrieben hohe Standards zu vermeiden. Darüber muss eine gesellschaftliche Diskussion beginnen“, so Hübner.

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So würde der Verbandspräsident etwa beobachten, dass Trennwände in anderen EU-Ländern nicht so dick gebaut würden wie in Deutschland. „Solche Einsparungen müssen doch auch bei uns möglich sein“, sagte Hübner.

Auch am barrierefreien Wohnungsbau übt Hübner Kritik. „Im Moment versucht man, alle Wohnungen für alle zugänglich zu machen“, so Hübner. Eine Konzentration des barrierefreien Bauens auf bestimmte Objekte würde die Kosten im Wohnungsbau hingegen senken.

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Eine Abkehr fordert Hübner auch von der Effizienzhausstufe 40 (EH 40). Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Sanierungen, die über den Standard EH 55 hinausgehen, sieht er kritisch. „Zudem sollte man nicht nur die Gebäudehülle betrachten, sondern auch die Wärme- und Energieversorgung des Hauses in den Fokus rücken“, so Hübner.

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Bei der Besichtigung des Edge East Side Towers werden die Probleme ersichtlich, von denen Hübner im Baucontainer referierte. Zementsäcke und Bindemittel wie Kalk, die an vielen Ecken der Baustelle stehen, befinden sich seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf einem unverändert hohen Preisniveau.

Zumindest eine gute Nachricht kann Hübner vermelden: Die Preise für Baustahl sind wieder auf Vorkriegsniveau gesunken.

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