Wie sich Milliardenverluste der Sparer vermeiden ließen

Die anderen lassen ihr Geld für sich arbeiten, die Deutschen hingegen arbeiten für ihr Geld. Diese Feststellung stammt aus dem jährlichen Reichtumsbericht der Allianz und erklärt, warum Deutschland in der Wirtschaftsleistung je Einwohner wesentlich besser dasteht als beim Geldvermögen, dort liegt Deutschland hinter Italien und Frankreich beispielsweise. Die Bundesbank hat am Donnerstag ihre quartalsweise erscheinende Geldvermögensstatistik vorgelegt. Knapp 7,5 Billionen Euro haben die Deutschen demnach auf der hohen Kante – im Schnitt je Einwohner immerhin 90.000 Euro, Immobilienvermögen nicht mitgerechnet, Schulden nicht abgezogen (die oft für Immobilien aufgenommen werden).

Es gehört zum guten Ton in der deutschen Politik, von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck bis zum Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), als präferierte Geldanlage Sparbuch und Girokonto zu nennen. Solide, ohne Abenteuer, keine Turbokapitalisten, so die Botschaft ans Volk.

Die Bundesbank fügt ihrer Statistik eine Renditekurve bei. Gäbe es nur Sparer wie Scholz und Gauck, das deutsche Vermögen wäre etliche Hundert Milliarden Euro niedriger. Aber auch so kann die Kurve aus volkswirtschaftlicher Sicht und mit Blick auf Demographie und Altersvorsorge als Kurve des Grauens bezeichnet werden. So schwindet die Kaufkraft der Vermögen nicht erst, seit die Inflation zurückgekehrt ist. Die reale Rendite ist auch vorher immer wieder negativ gewesen und kam selten über 2 Prozent hinaus.

Fünf Gründe für die Verluste

Erster Grund: Bargeld. 438 Milliarden Euro halten die Deutschen mittlerweile in bar. Das sind im Durchschnitt mehr als 5000 Euro je Einwohner und damit deutlich mehr als für das tägliche Leben nötig. Vor der Finanzkrise war es nur ein Fünftel davon. Die Angst vor einem Zusammenbruch des Geldsystems mag manchen zur Vorsicht veranlassen. Sie ist aber teuer – allein seit der Finanzkrise verlor das Bargeld 30 Prozent an Kaufkraft.

Zweiter Grund: Girokonten. Auf ihnen schlummern nach Schätzungen mehr als eine Billion Euro zinslos dahin.

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Dritter Grund: Tagesgeld. Zusammen mit den Girokonten weist die Bundesbank 1,7 Billionen Euro aus. Verzinst werden die kurzfristigen Einlagen aber weiterhin nur im Durchschnitt zu 1 Prozent.

Vierter Grund: Sparbuch. Hier liegt die Verzinsung nach Angaben der FMH Finanzberatung im Schnitt sogar nur bei 0,4 Prozent. Dennoch verharren beim Bundeskanzler und auf anderen Sparbüchern mehr als 500 Milliarden Euro. Geld, das noch nicht einmal täglich verfügbar ist.

Fünfter Grund: Lebensversicherungen und andere Alterssicherungen. Mehr als 2 Billionen Euro haben die Sparer hier an Ansprüchen erworben. Doch die Verzinsung für eine so langfristige Geldanlage ist enttäuschend. Regulatorisch bedingt wird ein im internationalen Vergleich nur sehr geringer Anteil in Aktien investiert, der langfristig rentierlichsten Anlageklasse.

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