Eine Trennung der Eltern ist für Kinder ein einschneidendes Erlebnis. Doch welche Konsequenzen hat sie langfristig?
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Früher gab es kaum Scheidungen, heute sind sie normal. Soziologen versuchen, zu verstehen, welche Effekte die Entwicklung auf Kinder hat.
„Die Kinder sollen nicht darunter leiden.“ Dieser Satz fällt häufig, wenn sich Paare scheiden lassen. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Im Allgemeinen aber gelingt es insofern nicht, als Scheidungskinder in ihrem Leben ein generell höheres Risiko haben, selbst einmal ihre Ehe durch eine Scheidung zu beenden. Für Deutschland hat die Familiensoziologie diese „Scheidungstransmission“ von den Eltern auf die Kinder als Spätfolge von gescheiterten Ehen beziehungsweise hier: gescheiterten Familien erstmals Mitte der 90er-Jahre nachgewiesen und dann in weiteren Studien bestätigt.
Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze für dieses Phänomen, etwa, dass Scheidungskinder von ihren Eltern eine geringere Bindung an die Ehe lernten und daher selbst ihre Ehen auch schon bei leichten Konflikten beendeten. Am interessantesten ist allerdings die Annahme, dass diese Kinder mit dem Anspruch erzogen werden, schon relativ früh erwachsen zu werden. Das führe dazu, dass sie früher feste Beziehungen eingingen und auch früher heirateten, wodurch ihnen weniger Zeit für eine optimale Partnerwahl bliebe. Dafür spricht das in der Forschung beobachtete systematisch niedrigere Heiratsalter von Scheidungskindern.