Wie Post in Spaichingen vor der Briefmarke versendet wurde

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Nachdem vor einem Jahr alle Corona-Maßnahmen aufgehoben worden waren, hatte sich der Briefmarken- und Münzensammlerverein für den Wintertermin noch nicht entschlossen, seinen Großtauschtag zu veranstalten. Er hatte vor dem April 2023 immer an Dreikönig stattgefunden. Und jetzt! Am Sonntag, 14. April, treffen sich Briefmarken- und Münzensammler wieder von 9 bis 16 Uhr in der Stadthalle. Es gibt auch Bewirtung. Aber: Was war eigentlich vor der Briefmarke? Regina Braungart hat sich mit Erhard Eppler, dem Vorsitzenden des Spaichinger Briefmarken- und Münzensammlervereins unterhalten.

Herr Eppler, seit wann gibt es eigentlich Briefmarken?

Seit 1840. Die erste gab es in England. Die Black Penny. Die gibt es für ein paar hundert Euro.

Und wer hat die erfunden?

Rowland Hill. Die Empfänger haben damals unterschiedlich bezahlt. Man hatte zuvor auch Geld mitgegeben und das wiederum hat sich der eine oder andere auch mal in die Taschen gesteckt. Oder er wurde überfallen. Also erfand man die Briefmarke.

Und seit wann gibt es Briefmarken in Spaichingen, also in Württemberg, zu dem Spaichingen ja seit 1805/06 gehörte?

Seit 1851 gab es Briefmarken in Württemberg.

rhard Eppler, Vorsitzender des Briefmarken- und Münzensammlervereins, (Foto: Isabell Drießen)

Und wie hat man bei uns vorher Briefe verschickt?

Mit einem Stempel, der das Absendedatum angab, und Geld, das man dem Postler auf der Postagentur mitgab. Zuerst mit der Postkutsche und dann nach 1869 mit dem Zug.

Sie haben ja einen Umschlag von 1843 aus Spaichingen. War der hoheitlich oder konnte jeder, der wollte, einen Stempel aufdrücken?

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Die Vorphilatelie ist jetzt nicht mein Fachgebiet. Aber es gibt seit 1725 verschiedene Sorten von Stempeln, je nach Ort und Zeitpunkt. Die sind teils sehr viel wert.

Es sind aber schon Poststempel, keine privaten. Warum da Mart, statt März, steht, weiß ich nicht, ich hab das auch schon überlegt, vielleicht aus dem Französischen. Ab 1816 gab es in Spaichingen eine königlich württembergische Posthalterei.

War es teuer, Briefe zu verschicken? Haben das die einfachen Leute auch machen können?

1852 gab es schon verschiedene Wertmarken. Ein Kreuzer entsprach etwa 1,30 Euro. Das bedeutet, dass sich das schon auch die kleinen Leute leisten konnten. Wenn einer an ein Amt schreiben musste, musste er sicher ordnungsgemäß frankieren. Gängigste Marken dürften 3, 6 und 9 Kreuzer gewesen sein, denn die kosten heute nur 12 bis 40 Euro.

Sie haben ja noch mehr solche Briefe mit Stempeln. Eigentlich wäre das ja auch einmal eine Ausstellung wert, dieser Weg vom Siegel auf dem Brief zum Poststempel und hin zur Briefmarke. Das finde ich sehr spannend.

Vielleicht nächstes Jahr. Wir wollten ja im Gewerbemuseum eine Ausstellung zur deutsch-französischen Freundschaft machen. Aber dann kam Corona.

Wenn man Ihr Hobby aus Sicht der Kommunikation sieht: Postkutsche ist langsam. Heute schreibt man innerhalb von Sekunden um den Globus. Was empfinden sie, wenn sie darüber nachdenken? Sie haben ja eine ganz andere Beziehung zur Postkommunikation.

Ich denke, es wird irgendwann mal keine Briefmarken mehr geben, sondern nur noch Barcodes oder ähnliches, einfach wegen des Gewinns.

Es ist ja jetzt schon so, dass man in der Postagentur nur noch die gewöhnlichen Marken bekommt und die besonderen muss man direkt bei der Post bestellen. Inzwischen gibt es ja sogar Kryptobriefmarken, also Marken, von denen es exakt diese eine digitale Version zum Sammeln gibt.

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Glauben Sie aber, dass es die Kommunikation über Papier und Briefe weiterhin gibt?

Ich denke ja, denn Dokumente, Briefe und ab und zu ein paar Postkarten wird es schon geben, aber das meiste wird sich sicher ins Internet verlagern.

Sowas ist doch Käse

Erhard Eppler

Wobei es aber doch inzwischen die Möglichkeit gibt, Briefmarken individuell zu gestalten, also zum Beispiel sein eigenes Konterfei als Marke zu verschicken. Und ich habe bei jungen Leuten bemerkt, dass es wieder einen Trend gibt, Briefe zu schreiben, weil es was Wertvolleres ist, als diese schnellen Chats. Glauben Sie, dass die Briefmarkensammler das auch mitmachen und individuelle Marken sammeln werden?

Bei den Briefmarkensammlern gibt es fast alles. Sie sammeln die gleiche Marke mit verschiedenen Stempeln. Ich kenne jemanden, der sammelt Altbaden. Der möchte also von jedem Ort einen Stempel. Es gibt auch Automatenmarkensammler – also die gleiche Marke nur mit verschiedenen Wertstufen zu sammeln.

Wir haben im Vereine auch jemanden, der sammelt die zwei Pfennige Notopfer Berlin Marke, die bis 1956 zusätzlich auf die Briefe geklebt wurden, um Berlin aufzubauen.

Der damalige Soli…

Ja, er hat 30.000 Stück davon – mit Plattenfehlern, Doppeldrucke Aufdruck A, B, gelbe, welche mit grober und feiner Zähnung und anderes. Dass die von ihnen erwähnten modernen Marken gesammelt werden? Kann sein.

Aber von den Telefonkartensammlern zum Beispiel hört man heute nichts mehr. Man weiß nicht, wie es weiter geht. Zum Beispiel: Seit die blauen Stempel da sind, ist es auch nicht mehr dasselbe. Die sind nicht schön, sondern nur ein Klecks.

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Ich habe mal einen Ersttagsstempel vom Verband geschickt bekommen. Der wurde dann automatisiert nochmal durch die Maschine gejagt – sowas ist doch Käse.

Das klingt frustriert

Ja, wenn man keine richtigen Heimatstempel mehr bekommt… Es haben deshalb einige aufgehört. Und auch Corona hat uns nicht gut getan. Wir haben auch Probleme mit dem Internet. Viele Händler positionieren sich mit wenigen Marken im Netz und zeigen, dass sie einen Shop haben. Dann melden die Sammler sich dort. Es lohnt sich für stationäre Händler, die zu Tauschbörsen kommen, halt dann nicht mehr.

Denken sich eigentlich Sammler Geschichten aus zu den Briefen, deren Marken sie sammeln?

Ich weiß nicht. Manchmal sagen ältere Sammler, sie kennen die Familie, aus der der Brief stammt, aber mehr – ich weiß es nicht.


Am Sonntag, 14. April, treffen sich Briefmarken- und Münzensammler wieder zum Großtauschtag von 9 bis 16 Uhr in der Stadthalle. Es gibt auch Bewirtung.

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