Letzte Woche traf sich US-Präsident Joe Biden am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit seinen Amtskollegen aus den fünf Staaten Zentralasiens zum ersten Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im sogenannten C5+1-Format. Das Treffen führte zu Zusagen zu verbesserten Sicherheits- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und der Region, einschließlich einer Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung und einem neu gestarteten Dialog über die kritischen Mineralien, die für die Technologien, die der grünen Energiewende zugrunde liegen, von entscheidender Bedeutung sind.
Das Treffen und seine Ergebnisse sind ein Schritt in die richtige Richtung, wenn es um die Aufmerksamkeit der US-Politik für eine zunehmend strategische Region geht, die Washington jedoch in der Vergangenheit vernachlässigt hat. Bis zu ihrem Abzug aus Afghanistan im Jahr 2021 betrachteten die USA Zentralasien – bestehend aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – größtenteils als logistischen Weg für ihre Militäreinsätze in diesem Land. Diese enge Sichtweise verkennt jedoch die umfassendere geopolitische Bedeutung der Region. Sich als zusätzlicher Partner für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anzubieten, würde den USA einen strategischen Einfluss in einer Region verschaffen, die von den geopolitischen Rivalen Russland, China und Iran umgeben ist.
Zentralasiatische Länder galten lange Zeit als Knotenpunkt des Handels und waren in den letzten zwei Jahrzehnten Gegenstand eines Wettbewerbs um Einfluss zwischen Moskau und Peking. In den letzten Jahren sind sie aber auch zu integralen Akteuren mehrerer transnationaler Projekte und Initiativen unter der Führung Chinas und Russlands sowie Indiens, Irans und der Türkei geworden. Die Bedeutung der Region ergibt sich aus ihrer zentralen Lage in Eurasien und ihren reichhaltigen natürlichen Ressourcen, darunter Kohlenwasserstoffe und wertvolle Mineralien.
