Warum der Vulkanausbruch auf Island den Flugverkehr wohl nicht betrifft

Am späten Montagabend riss die Erde an Islands Südwestzipfel dann doch auf. Vorausgegangen waren fünf Wochen der Ungewissheit über einen möglichen Ausbruch an der Südküste der Halbinsel Reykjanes. Videos und Fotos aus der Nacht zeigen glühende Lavafontänen, die aus einer Spalte emporschießen, und Lavaströme, die seitlich aus der Spalte ausfließen. Zuvor hatte es in der Nacht zum Dienstag mehr als 350 Erdbeben in der Region gegeben.

Für den Geologen Matt Genge vom Imperial College London sind die Bilder typisch für Eruptionen in Island. „Die Lava scheint heiß und flüssig zu sein.“ Diese bis zu 1200 Grad heiße Basaltlava wird typischerweise am Mittelatlantischen Rücken gefördert. Entlang dieser Grenze bewegen sich die nordamerikanische und eurasische Platte voneinander weg. Basaltische Gesteinschmelze quillt dann aus dem Erdmantel hervor. Auf dem Weg an die Oberfläche sammelt sich das Magma oft, bevor es an der Oberfläche ausbricht.

„Etwa zehnmal so viel Magma“

Auf der Halbinsel Reykjanes kommt eine weitere geologische Besonderheit hinzu. Sie liegt an einer undichten Transformstörung. Die Platten gleiten hier seitlich aneinander vorbei, spreizen sich aber zugleich etwas auf, was die Bildung und den Aufstieg magmatischer Schmelzen erleichtert. „In Island bricht etwa zehnmal so viel Magma aus wie auf dem übrigen Mittelatlantischen Rücken“, sagt Genge.


Tatsächlich war die Förderrate von Lava zu Beginn der Eruption mit bis zu 100 Kubikmetern pro Sekunde deutlich höher als die der vorhergehenden Eruptionen in den Jahren 2021, 2022 und im Sommer 2023. Damals wie heute ereigneten sich die Ausbrüche im Vulkankomplex Fagradalsfjall, nordöstlich des bereits im November evakuierten Fischerdorfes Grindavík.

Zwar nahm die Aktivität des Vulkanausbruches laut dem isländischen Wetteramt zum Morgen hin ab, dennoch sei die nachlassende Aktivität kein Hinweis auf ein baldiges Ende. „Es ist sehr schwer zu sagen, wie lange diese Eruptionen dauern werden. Es könnten Tage oder Monate sein. Größere, intensivere Eruptionen dauern in der Regel kürzer, aber wenn die Durchflussmenge gering wird, kann sie noch einige Zeit anhalten“, sagt der Vulkanologe Sam Mitchell von der Universität Bristol.


Ob sich der Ausbruch zu einer Bedrohung für die Kraftwerke Grindavíks und die nahe gelegene Blaue Lagune entwickelt, hängt stark von der Topographie ab, sagt der Geologe Genge. „Die Lava fließt so lange bergab, bis sie so weit abgekühlt ist, dass sie zum Stillstand kommt, und man kann wenig tun, um sie umzuleiten.“

Laut den Experten stellt die aktuelle Eruption überdies keine Gefahr für den Flugverkehr dar. „Dies ist ein ganz anderer Ausbruch als der des Eyjafjallajökull im Jahr 2010, bei dem eine große explosive Eruption unter einem Gletscher eine sehr große Wolke und sehr feine Asche in der Atmosphäre erzeugte“, sagt Mitchell. Der jetzige Ausbruch hat einen anderen Mechanismus. Die Lava fließt aus der Eruptionsspalte aus. Bei dieser Eruptionsart wird kaum Asche produziert.

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