Wagniskapitalgeber schließt größten Fonds der Firmengeschichte

Flixbus

Das Unternehmen zählt zu den milliardenschweren Start-ups, an denen HV Capital beteiligt ist.

(Foto: dpa)

Berlin Mitten in der Finanzierungskrise für Start-ups wie auch deren Investoren setzt der Berliner Wagniskapitalgeber HV Capital ein Ausrufezeichen. Der Frühphasen- und Wachstumsinvestor hat mit 710 Millionen Euro den größten Fonds in seiner 23-jährigen Firmengeschichte geschlossen.

Damit übertrifft HV Capital auch den halbstaatlichen Hightech Gründerfonds (HTGF), der im Februar mit knapp einer halben Milliarde Euro seinen größten Fonds seit der Gründung vor 18 Jahren aufstellte.

„Das Fundraising war herausfordernd“, sagt HV-Capital-Partner Rainer Märkle dem Handelsblatt. Angesichts der Marktkonditionen habe er das allerdings auch erwartet. Dennoch gelang es HV Capital, neben Bestandsinvestoren neue institutionelle Geldgeber aus Europa und Nordamerika zu gewinnen.

Kaum frisches Geld für Wagniskapitalgeber

Damit stellt HV Capital eine Ausnahme dar: Im ersten Quartal nahmen Europas Wagniskapitalgeber so wenig Kapital ein wie zuletzt 2015. Das geht aus Erhebungen des Datendienstleisters Pitchbook hervor. Investoren hätten kaum Interesse daran, sich an neuen Fonds zu beteiligen, heißt es bei Pitchbook.

Das hänge vor allem damit zusammen, dass es weiterhin kaum Exit-Möglichkeiten für Start-ups wie Verkäufe oder Börsengänge gebe. Damit herrsche in dem Markt eine geringere Liquidität vor.

HV Capital gehört den bekanntesten und aktivsten Investoren Deutschlands und hat in der Vergangenheit unter anderem die Berliner Unternehmen Zalando, Hellofresh und Delivery Hero mitfinanziert. Zu den jüngeren Beteiligungen gehören die deutschen Milliarden-Start-ups Enpal, Flixbus, Sennder und Scalable Capital. Insgesamt hat HV Capital bisher in rund 225 Internet- und Technologieunternehmen investiert.

>>Lesen Sie hier dazu mehr: Europas Investoren nehmen im ersten Quartal nur 3,4 Milliarden Euro ein

Mit dem neuen Fonds sucht der Investor zum einen nach vielversprechenden jungen Firmen, will aber auch Start-ups in späteren Finanzierungsphasen bis zur Series-D mit bis zu 60 Millionen Euro unterstützen. Für Investoren sei das gerade eine „Riesenchance“, sagt Märkle. Die Bewertungen seien angesichts der eingetrübten Lage wieder realistischer als noch zu Zeiten des Corona-Booms. Zugleich würden Start-ups inzwischen weniger Geld verbrennen.

Deswegen will sich HV Capital von der Zinswende und Inflation nicht beeinflussen lassen, sagt Märkle. Man wolle weiterhin pro Jahr zehn bis zwölf Investments in kleinere sowie drei bis fünf Investments in größere Start-ups tätigen. So wurden aus dem aktuellen Fonds bereits vier Investitionen umgesetzt, unter anderen in die Datenplattform Polyteia aus Berlin und das Climate-Tech Agreena aus Kopenhagen.

Inzwischen verwaltet HV Capital 2,7 Milliarden Euro. Aktuell profitiert der Geldgeber Märkle zufolge von seiner langen und erfolgreichen Historie: „Viele Investoren schauen verstärkt, was ein Fonds abliefert und bereits abgeliefert hat.“ HV habe mittlerweile bereits zwei Milliarden Euro ausgeschüttet, mehr als eine Milliarde Euro allein im Boom-Jahr 2021.

Mehr: Ende des Booms: Gründungen in Deutschland brechen ein

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