Verena Pausder folgt auf Christian Miele

Düsseldorf/Berlin Der Bundesverband Deutsche Startups bekommt nach Informationen des Handelsblatts eine neue Vorsitzende. Nach knapp vier Jahren als Vorstandsvorsitzender will Christian Miele für das Ehrenamt nicht erneut kandidieren. Auf den Wagniskapitalgeber soll Verena Pausder folgen. Die bekannte Unternehmerin will sich bei der nächsten Mitgliederversammlung Ende des Jahres zur Wahl stellen. Die Entscheidung gilt als Formsache.

Die 44-Jährige erklärte am Dienstag auf Anfrage: „Der Start-up-Verband hat unter dem Vorsitz von Christian Miele in den letzten Jahren Großes geleistet – in der Öffentlichkeit und der Politik sind Start-ups sichtbar wie nie zuvor.“ Ihre Motivation sei es, diesen Weg fortzuführen und „neue Impulse für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ zu setzen.

Pausder, die zu den bekanntesten Gesichtern der Start-up-Szene zählt, tritt in große Fußstapfen. Für Christian Miele ist sie „mit ihrer breiten Erfahrung und großem Netzwerk“ jedoch „die absolute Idealbesetzung für diese Aufgabe“, wie er sagt. Aus diesem Grund werde er sich für ihre Wahl „starkmachen“. Sie stehe „für unternehmerische Leidenschaft und den Willen, sich aktiv für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland einzusetzen“.

Verena Pausder: Mit Frauenfußball in Richtung Bundesliga

Pausder sorgte zuletzt mit dem Einstieg beim Berliner Fußballverein FC Viktoria bundesweit für Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit fünf anderen Unternehmerinnen und Topmanagerinnen übernahm sie im vergangenen Juli die Frauenmannschaft des Klubs. Erklärtes Ziel ist die Erste Bundesliga. Das Team soll beweisen, dass Frauenfußball ein Business-Case ist und genauso attraktiv und lukrativ sein kann wie bei den Männern.

Ein erster Schritt ist bereits getan: Die Mannschaft wurde in dieser Saison Meister der Regionalliga Nordost und spielt um den Aufstieg in die zweite Liga.

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Unternehmerisch hat sich Pausder vor allem im Bildungsbereich einen Namen gemacht. 2012 gründete sie zusammen mit Moritz Hohl den Kinder-App-Entwickler Fox & Sheep, der 2015 für einen zweistelligen Millionenbetrag vom Spielzeughersteller Haba übernommen wurde.

Pausder engagiert sich zudem gesellschaftspolitisch bei dem Thema. 2017 gründete sie den Verein Digitale Bildung für Alle. Während der Pandemie initiierte sie den Bildungs-Hackathon „#wirfürschule“. Im vergangenen Jahr launchte sie die Seite „digitale-lernangebote.de“, um Schulen und Eltern in diesem Bereich Transparenz und Orientierung zu geben. Auch als Autorin hat sich die dreifache Mutter einen Namen gemacht. Ihr Buch „Das Neue Land“ wurde ein „Spiegel“-Bestseller.

Ihre Erfahrungen bringt sie im Beirat des Bielefelder Textilunternehmens Delius ein, das ihrer Familie seit dem Jahr 1722 gehört, sowie beim Logistikdienstleister Röhlig.

Verena Pausder (l.) und Ex-Nationalspielerin Ariane Hingst

Mit dem Einstieg bei Viktoria Berlin sorgte eine Gruppe von Investorinnen für bundesweite Aufmerksamkeit.

(Foto: dpa)

In der Start-up-Szene ist sie seit Jahren eine gefragte Investorin. Als Business-Angel ist sie an Firmen wie dem Bildungsanbieter Edurino, der Taschengeld-App Bling und dem E-Bike-Abodienst Dance beteiligt, aber auch an Wagniskapitalgebern wie Auxxo und dem World Fund. Ihr Podcast Fast & Curious, in dem sie mit Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer übers Unternehmertum, Gründer und Investitionen spricht, zählt zu den bekanntesten der Szene.

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Ihre vielfältigen Interessen und Engagements dürften beim Deutschen Start-up-Verband gefragt sein. „Es ist der beste Moment, um zu gehen. Der Start-up-Verband ist unglaublich stark und bereit, nun die nächste Stufe zu starten“, sagt der 36-jährige Miele über den Verband, dem 1200 Start-ups, Scale-ups, aber auch Investoren angehören.

Der Spross der gleichnamigen Unternehmerfamilie hat dem Verband in den vergangenen Jahren neues Gewicht verliehen. Jetzt will er sich wieder stärker seinem Wagniskapitalgeber Headline widmen.

Mitarbeiterbeteiligung für Start-ups erleichtern

Miele war in seiner Funktion ein wichtiger Gesprächspartner der Politik und sorgt für eigene Impulse, etwa in der Fachkräftedebatte oder beim Thema Mitarbeiterbeteiligung. Hier konnte der Verband kürzlich einen wichtigen Erfolg verbuchen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte bei der Verleihung der German Start-up-Awards an, das Zukunftsfinanzierungsgesetz, das unter anderem den Freibetrag für Mitarbeiterbeteiligungen anhebt, „noch bis zum Sommer“ ins Bundeskabinett bringen zu wollen.

Christian Miele

Am 11. Mai war der Verbandschef das letzte Mal Gastgeber der German Start-up-Awards.

(Foto: Getty Images)

Um die Außenwirkung des Start-up-Verbands noch zu verstärken, sind ein gutes Netzwerk und viel Lobby-Geschick nötig. Über beides verfügt Pausder, die in der Vergangenheit auch schon als Kandidatin für den Posten als Digitalministerin gehandelt wurde.

Der Verband will für die Start-ups noch einige Änderungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz erreichen, damit die Firmen leichter Experten aus dem Ausland gewinnen können. So soll die Einwanderung aus Drittstaaten vereinfacht und beschleunigt und Prozesse an den Botschaften digitalisiert werden.

Die Unterstützung ihres Vorgängers dürfte sie dabei haben. Denn Miele will dem Verband verbunden bleiben: „Ich bin ein Eigengewächs einer Branche, in der ich mein berufliches Zuhause finden durfte. Es ist für mich daher vollkommen klar, dass ich auch weiterhin alles dafür tun werde, um Deutschland zum Weltmarktführer für Start-ups zu machen.“

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