Urlaub ohne Kinder ist für beide Seiten ein Gewinn
Immer mehr Eltern fliegen ohne ihre Kinder in den Urlaub. Das ist nachvollziehbar, weil es meist deutlich mehr Entspannung bringt. Viele Hotels stellen sich darauf ein und heißen Kinder nicht mehr willkommen. Und der Nachwuchs? Profitiert ebenfalls davon.
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verantwortliche Redakteurin Reise/Stil/Motor
Mit den Kindern zu verreisen wird als schicksalhaft, vorherbestimmt und gottgegeben angesehen. Leider aber ist so eine Familienreise für die Eltern eine immer kostspieligere Angelegenheit geworden, gerade in den Schulferien. Und wenn man darüber nachdenkt, ist es unterwegs eigentlich für alle Beteiligten derselbe Erziehungsalltag wie daheim, mal läuft’s mehr, mal weniger rund, nur mit besserem Wetter.
Deshalb entscheiden sich immer mehr Eltern, ohne ihre Kinder in den Urlaub zu fliegen. Laut einer Trendumfrage der Hotelgruppe Marriott will jeder Zehnte hierzulande seinen Nachwuchs stattdessen woanders parken: Die Älteren gehen in eine Freizeit oder mit Freunden zelten, die Kleinen kommen zu den Großeltern: schöne Grüße an Oma!
Und was buchen dann die Eltern? Einen entspannten Urlaub, weder mit eigenem noch mit fremdem Kindergeschrei. Das freut die Erwachsenenhotels: Laut eines Reports des Reiseveranstalters TUI „Urlaub ohne Kinder“ werden immer mehr solcher Hotels gesucht – und das gerade von Eltern.
Irgendwie ist das nachvollziehbar: Endlich mal Ruhe am Pool, im Restaurant, im ganzen Haus, ohne ständig die Erziehungsbemühungen anderer Leute ertragen zu müssen. Das hat man ja schon auf dem Hinflug hinter sich. Bei einem Flug neulich von Berlin nach Bergen, auf dem ein pubertierender Bengel mit einer überforderten Mutter die ganze Kabine stundenlang terrorisiert hat, fragte ein Passagier laut: Wieso gibt es eigentlich keine Flüge nur für Erwachsene?
Hotels nur für Erwachsene sind sinnvoll
Viele Hoteliers, vor allem am Mittelmeer, in Südtirol und Österreich, krempeln jedenfalls ihr Konzept um: Kinder unter 16 sind dort nicht mehr willkommen. Das ergibt durchaus Sinn: Denn Urlauber mit und ohne Kinder sind schwer unter einen Hut zu bringen – und Kinder brauchen auch mehr Platz und Aufmerksamkeit. Das ist oft nicht kompatibel. Hier Kinderbecken, dort Erwachsenenpool, hier Familienessen, dort Restaurants ohne Hochstühle.
Selbst Thermen rüsten für Kurzaufenthalte um: So ist die Therme im baden-württembergischen Sinsheim kinderfrei; auch die Bad-Saarow-Therme in Brandenburg hat nun zwei No-Kids-Tage, freitags und samstags. Der Protest hält sich in Grenzen.
Und was meinen die Kinder dazu? Finden die es doof, beim Urlaub nicht dabei zu sein? Kein Planschen mit Papa, kein Museum mit Mama? Nein. Hier müssen Über-Eltern tapfer sein: Ab neun Jahren freuen sich bereits 38 Prozent der Kinder darüber.
Auf die elterliche Begleitung können sogar die meisten Jugendlichen ab 14 Jahren gut und gern ganz verzichten, ergab eine vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Trendstudie „Jugend reist“ von 2022. Urlaub mit Eltern wird demzufolge eher als fremdbestimmt und einschränkend empfunden.
Irgendwie kennt man das ja: Spätestens wenn der Nachwuchs beim gemeinsamen Urlaub beginnt, peinlich genau auf mindestens drei Meter Abstand zu den Eltern zu achten (entweder hinterherzockelnd oder vorausstürmend, immer aufs Smartphone starrend), ist es an der Zeit, getrennt in den Urlaub zu fahren. Das machen übrigens jedes Jahr schon 1,2 Millionen Kinder. Von einer Auszeit können also Familien nur profitieren – und sich danach umso mehr aufeinander freuen.