Tesla und Gewerkschaften: Elon Musk gegen Mitbestimmung

Elon Musk macht aus seiner Verachtung für Gewerkschaften kein Geheimnis. Kürzlich sagte er, ihm missfalle deren „Idee“. Gewerkschaften schürten „Negativität“ und „feindselige Beziehungen“ in Unternehmen. Dem US-Präsidenten Joe Biden, zu dem er ein angespanntes Verhältnis hat, wirft er vor, von Gewerkschaften kontrolliert zu werden. Er behauptet, Tesla , der von ihm geführte Hersteller von Elektroautos, zahle besser als gewerkschaftlich organisierte Wettbewerber und sei allgemein ein vorbildlicher Arbeitgeber. Unlängst sagte er, Tesla-Fabriken hätten einen „großartigen Vibe“. Versuche, Teslas Niederlassungen auf dem amerikanischen Markt gewerkschaftlich zu organisieren, sind bislang gescheitert.

Aber der Druck von Gewerkschaften auf Tesla wächst im Moment, und das geschieht auf globaler Ebene. In Schweden streikt seit zwei Monaten eine Gruppe von Tesla-Mechanikern, und dieser zunächst überschaubare Arbeitskampf hat sich zu einer größeren Protestbewegung ausgeweitet, die auch andere Berufsgruppen und angrenzende Länder erfasst. In Deutschland versucht die IG Metall verstärkt, Mitarbeiter des Tesla-Werks im brandenburgischen Grünheide zu mobilisieren. Und in den USA unternimmt die Autogewerkschaft UAW nach erfolgreichen Tarifverhandlungen mit Herstellern wie General Motors und Ford einen neuen Anlauf, bei Tesla und anderen Unternehmen einzuziehen.

Streiks in Skandinavien

Den meisten Gegenwind spürt Tesla derzeit in Skandinavien. Diese Region ist zwar ein vergleichsweise kleiner, aber aus Sicht des Unternehmens bedeutender Automarkt. Elektrofahrzeuge sind hier schon besonders weit verbreitet, in Schweden war das Model Y von Tesla zuletzt das meistverkaufte Auto. Skandinavien hat außerdem einen sehr hohen Anteil von Arbeitnehmern, die Gewerkschaften angehören, insofern war es womöglich nur eine Frage der Zeit, bis es hier zu einem Arbeitskampf mit Tesla kommt. Anders als etwa in Deutschland hat das Unternehmen hier zwar keine Produktionsstätte, aber ein Netz von Werkstätten.

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In Schweden sind es zehn Standorte mit rund 130 Mechanikern. Ende Oktober traten Mechaniker, die von der Gewerkschaft IF Metall vertreten werden, in den Streik, weil sich Tesla weigerte, einen Tarifvertrag mit ihnen auszuhandeln. Es ist unklar, wie viele Mechaniker genau die Arbeit niedergelegt haben, und Medienberichten zufolge sind die Werkstätten im Land weiter in Betrieb.

Elon Musk ist kein Freund von Gewerkschaften.


Elon Musk ist kein Freund von Gewerkschaften.
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Bild: Reuters

Aber der Arbeitskampf ging schnell über die Mechaniker hinaus. Wie in Skandinavien nicht unüblich, schlossen sich andere Berufsgruppen aus Solidarität dem Streik an. Nur einige Tage, nachdem der Streik der Mechaniker begonnen hatte, hörten Hafenmitarbeiter auf, Autos von Tesla zu verladen. Bald danach stellten Elektriker Reparaturen an Ladestationen ein, Mitarbeiter der schwedischen Post weigerten sich, Post für Tesla zu befördern, darunter auch Nummernschilder für Autos. „Das ist Irrsinn“, empörte sich Musk auf der ihm gehörenden Plattform X über die Arbeitsverweigerung der Postmitarbeiter. Tesla verklagte den skandinavischen Postdienst Postnord und auch die schwedische Behörde, die für die Produktion der Nummernschilder zuständig ist. Diese Rechtsstreitigkeiten dauern an.

„Einseitige Lohnerhöhungen durch eine Firmenleitung ersetzen keinen Tarifvertrag“

Derweil haben sich Gewerkschaften in Norwegen, Dänemark und Finnland den Streiks angeschlossen, unter anderem indem auch ihre Mitglieder das Verladen von Tesla-Fahrzeugen für den schwedischen Markt einstellten. Der Chef der finnischen Gewerkschaft AKT sagte: „Es ist ein entscheidender Teil des nordischen Arbeitsmarktmodells, dass wir Tarifverhandlungen haben und Gewerkschaften sich gegenseitig unterstützen.“ Auch Investoren zeigen sich solidarisch. Der norwegische Staatsfonds, der zu den zehn größten Tesla-Aktionären gehört, forderte das Unternehmen auf, Arbeitnehmerrechte zu respektieren, ein dänischer Pensionsfonds kündigte wegen Teslas Haltung in dem Arbeitskampf sogar an, seine Anteile zu verkaufen.

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