So reguliert der australische Schabeligel seine Körpertemperatur, ohne zu schwitzen.

Schnabeligel gehören zu den kuriosen Säugetieren, die Eier legen. Anders als Schnabeltiere, die sich in Bächen und Flüssen tummeln, platzieren weibliche Schnabeligel ihr Gelege nicht in einer Nisthöhle. Stattdessen befördern sie ihre Eier umgehend in eine Bauchtasche, um sie dort auszubrüten.

Die Körpertemperatur dieser urtümlichen Säugetiere ist allerdings extrem variabel. Bei einer Außentemperatur von 15 Grad Celsius sinkt sie auf 23 Grad und steigt erst bei einer Außentemperatur von 33 Grad Celsius auf 35 Grad. Frühere Untersuchungen im Labor ließen außerdem darauf schließen, dass Schnabeligel ziemlich hitzeempfindlich sind: Schon bei einer Außentemperatur von 35 Grad Celsius erreichte ihre Körpertemperatur tödliche 38 Grad.

Doch wie lässt sich erklären, dass der Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) trotzdem ganz Australien bevölkert, auch Regionen, in denen es regelmäßig wärmer wird als 35 Grad? An heißen Tagen zieht er zwar erst in den kühleren Nachtstunden los, um Ameisen und Termiten aufzustöbern.

In hohlen Baumstämmen, die Kurzschnabeligeln tagsüber als Unterschlupf dienten, sind aber schon bis zu 40 Grad Celsius gemessen worden, ohne dass die Tiere Schaden genommen hätten. Anscheinend können Kurzschnabeligel ihre Körpertemperatur besser regulieren als bisher angenommen.


Der in Australien beheimatete Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) gehört wie das Schnabeltier zu den eierlegenden Säugetieren.
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Bild: Picture Alliance

Wie dem Kurzschnabeligel das gelingt, haben Christine Elizabeth Cooper und Philip Carew Withers von der Curtin University in Perth in freier Wildbahn beobachtetet: Im Dryandra Woodland und im Boyagin Nature Reserve südwestlich von Perth fanden die beiden australischen Biologen rund ums Jahr Kurzschnabeligel, die sie dann mit einer Infrarotkamera filmten. Anschließend ließ sich die Körpertemperatur ganz ähnlich ermitteln wie mit gängigen Fieberthermometern: Weil Kurzschnabeligel keine Ohrmuscheln besitzen, entspricht die Temperatur in der Öffnung des äußeren Gehörgangs ziemlich genau der Temperatur im Körperinneren.

Im australischen Sommer zeigten die Wärmebilder, wie erstaunlich gut Kurzschnabeligel mit Hitze zurechtkommen: Eins der gefilmten Tiere war beispielsweise trotz einer Lufttemperatur von 37 Grad Celsius und einer Bodentemperatur von 43 Grad munter unterwegs. Kein Wunder, die Temperatur, die in einem Ohr gemessen wurde, betrug nur 29 Grad.

Kühlung dank thermischer Fester

Wärmebilder lassen auch erkennen, dass Kurzschnabeligel über ihre spärlich behaarte Haut am Bauch und an den Innenseiten der Beine überschüssige Wärme loswerden können. Viele andere Säugetiere haben ebenfalls solche thermischen Fenster entwickelt, die sich je nach Körperhaltung öffnen oder schließen. Besonders auffällig sind diese schlecht isolierten, weil dürftig behaarten Stellen zum Beispiel bei Schafen.

Je nach Bedarf können Kurzschnabeligel auch noch ein zusätzliches thermisches Fenster öffnen: Wenn sie die Stacheln auf ihrem Rücken steil aufstellen, entblößen sie dort einen Streifen nackter Haut. Die auf Tasmanien heimische Unterart des Kurzschnabeligels, die mit einem kühleren Klima zurechtkommen muss, ist zwischen den Stacheln übrigens deutlich stärker behaart.

Wie Cooper und Withers in den „Biology Letters“ berichten, entdeckten sie außerdem einen bisher unbekannten Trick, mit dem Schnabeligel ihre Körpertemperatur wirkungsvoll senken: Während sich andere Säugetiere durch Schwitzen oder Hecheln Kühlung verschaffen, erzeugen Schnabeligel an ihrer Nasenspitze Verdunstungskälte. Die stets feuchte Spitze ihrer langen schmalen Schnauze beherbergt hochempfindliche Elektrorezeptoren, mit denen die Schnabeligel ihre Beutetiere aufspüren.

Indem sie aus ihren Nasenlöchern bedarfsweise Blasen aus Schleim absondern, können sie die Spitze ihrer Schnauze selbst in einem heißen, trockenen Ambiente kühl und feucht halten. So bleiben sie nicht nur empfänglich für die schwachen elektrischen Signale, die von herumkrabbelnden Insekten ausgehen. Stark durchblutet, kann die Nasenspitze zugleich auch das Gehirn effektiv kühlen und den Schnabeligel dadurch vor einem Sonnenstich bewahren.

Dank spitzer Stacheln ausgesprochen wehrhaft und gegen Überhitzung gut gewappnet, erweist sich dieses Säugetier, das auf den ersten Blick anachronistisch wirkt, als Erfolgsmodell der Evolution. In Australien sind Kurzschnabeligel nach wie vor weit verbreitet. Obwohl sie, ähnlich wie Europäische Igel, auf viel befahrenen Straßen leicht unter die Räder kommen, gelten sie laut der „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN) als nicht gefährdet. Wo, durch den Klimawandel befeuert, Busch- und Waldbrände zunehmend heftiger wüten, sind Kurzschnabeligel freilich unmittelbar bedroht. Ähnlich wie zahlreiche andere Spezies der einzigartigen australischen Fauna.

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