Skispringen: Kraft fühlt sich in Tournee-Jägerrolle wohl

Denn in Garmisch-Partenkirchen hat Kraft die Tournee schon mehrmals verloren, zuletzt sogar sechsmal in Folge. Der „Garmisch-Fluch“ scheint unüberwindbar, mit den Plätzen 31, 49, 13, 28, einem Quali-Aus sowie Rang 18 in der Vorsaison wurde der Absturz des rot-weiß-roten Hoffnungsträgers nach Silvester jüngst zur ungeliebten Tradition.

Deshalb sprach der 30-Jährige nach seinem 106. Weltcup-Stockerlplatz am Freitag einen Herzenswunsch aus. „Ich warte seit Jahren, dass sie das Springen endlich einmal absagen“, sagte der Weltcup-Gesamtführende mit einem Augenzwinkern.

Kraft startet Tournee mit Podestplatz

Stefan Kraft hat die 72. Ausgabe der Vierschanzentournee mit einem Podestplatz eröffnet. Der Salzburger Weltcup-Spitzenreiter landete zum Auftakt am Freitag in Oberstdorf auf dem dritten Platz.

Mit Gelassenheit ins Neujahrsspringen

Auch die Erwartungshaltung des Tournee-Siegers von 2014/15 war vor dem Neujahrsspringen schon einmal größer. „Keiner erwartet sich da was von mir, ich selbst auch nicht. Da schauen wir einfach, was passiert“, betonte Kraft und grinste. Er sei natürlich in einer „Megaform“, zum Auftakt in Oberstdorf fehlte dem fünffachen Saisonsieger nach der langen Weihnachtspause aber noch die nötige Gelassenheit. „Ich war noch ein wenig verkrampft, aber die letzte Lockerheit kommt mit Sicherheit von Station zu Station zurück“, sagte Kraft.

Am Ruhetag am Samstag reisten die ÖSV-Adler weiter ins nächste Teamquartier am Riessersee, dort soll die nötige Energie für die nächsten Bewerbe in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck (3. Jänner) sowie Bischofshofen (6. Jänner) getankt werden. „Ich werde mich perfekt vorbereiten und ein kleines Krafttraining machen, damit ich für die nächsten Stationen genug Power habe“, erklärte Kraft.

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Dreikampf um Gesamtsieg?

Sein Rückstand auf Wellinger, der die Hoffnungen bei den Deutschen auf den ersten Tournee-Gesamtsieg seit 22 Jahren nährte, beträgt 10,4 Punkte oder knapp sechs Meter. Dem Japaner Ryoyu Kobayashi, Gesamtsieger 2018/19 und 2021/22, fehlen nur 3,0 Zähler auf den Leader. „Wir drei haben uns ein bissl herauskristallisiert. Das nehme ich gerne, wenn es so weitergeht“, betonte Kraft.

Wellinger sah es nach seinem ersten Tournee-Tagessieg ähnlich. „Ich hoffe, dass es ein richtig geiler Kampf wird“, sagte der Olympiasieger. Man dürfe sich keine Fehler erlauben, wusste Wellinger, „weil zehn Meter sind schnell einmal gewonnen oder verloren“.

Widhölzl zunächst nervös, nun zuversichtlich

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl trat zufrieden die Weiterreise an, auch wenn seine Schützlinge vom Windpech verfolgt waren. „Vergangenes Jahr war nach Oberstdorf schon alles vorbei. Jetzt sind wir in einer guten Position“, sagte der Tiroler voller Optimismus und gab einen Einblick in seine Gefühlswelt. „Man merkt, dass es für alle Beteiligten schon eine Anspannung ist. Ich bin normal nie nervös, heute war ich voll nervös. Es macht etwas mit dir.“

Andreas Widhölzl, Cheftrainer der ÖSV-Springer

GEPA/Thomas Bachun

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl war nach dem Tournee-Auftakt erleichtert

Mit Blick auf die vergangenen Kraft-Abstürze in Garmisch zeigte sich Widhölzl zuversichtlich. „Grundsätzlich mag er die Schanze sehr gerne“, sagte der Coach, in den Trainings sei Kraft mit weniger Anlauf als bei der Tournee auch schon an die Hillsize gesprungen. In den vergangenen Jahren habe er oft „all-in“ gehen müssen, um etwas aufzuholen. „Das ist dann in die Hose gegangen. Das hat aber nichts mit der Schanze zu tun“, betonte der Tournee-Sieger von 1999/2000.

Der Rest der Mannschaft sei in Oberstdorf auch „sehr gut“ unterwegs gewesen. Die ÖSV-Adler haderten aber mit dem verhältnismäßig starken Rückenwind. „Da kannst du nichts machen, ich hatte zweimal Pech, aber die Sprünge waren gut“, bilanzierte der Salzburger Jan Hörl nach seinem achten Platz. „Die Sprünge passen, die Form stimmt, ich fühle mich gut. Wenn alles zusammenpasst, reicht es sicher wieder für ganz vorne.“ Widhölzl gab jedenfalls die Marschroute vor: „Nächste Station Garmisch, wieder Angriff.“

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