Onlinebank DKB erhöht Zinsen auf 3,5 Prozent

Frankfurt Die deutschen Geldhäuser erhöhen im Wettbewerb um Kundeneinlagen die Schlagzahl. Drei Tage nach der ING Deutschland kündigte am Donnerstag auch die Direktbank DKB an, den Zinssatz auf Tagesgeld auf 3,5 Prozent zu erhöhen.

Die Angebote der zwei größten deutschen Onlinebanken sind jeweils auf sechs Monate begrenzt. In zwei wesentlichen Punkten unterscheiden sie sich jedoch: Während die ING die 3,5 Prozent Zinsen nur an Kunden bezahlt, die erstmals ein Tagesgeldkonto bei ihr eröffnen, gilt der Zinssatz bei der DKB für Neu- und Bestandskunden gleichermaßen.

„Wir entscheiden uns bewusst gegen ungleiche Behandlung“, sagte DKB-Managerin Maren Heiß. Das Berliner Institut will mit seinem Vorstoß also nicht nur neue Kunden anlocken, sondern auch bestehende Kunden halten.

Darüber hinaus gibt es beim DKB-Angebot keine Begrenzung des Anlagebetrags. Die ING zahlt die 3,5 Prozent Zinsen dagegen nur bis zu einem Guthaben von 50.000 Euro.

Die ING hatte Ende vergangenen Jahres gut neun Millionen Kundinnen und Kunden und ist damit Marktführer unter den Onlinebanken in Deutschland. Die DKB liegt mit mehr als 5,3 Millionen Nutzern auf Platz zwei. Ihr ursprüngliches Ziel, bis 2024 acht Millionen Kunden zu erreichen, hat die BayernLB-Tochter Anfang des Jahres kassiert.

Zinsen auf Tagesgeld: Wechselbereitschaft der Kunden steigt

Seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli 2022 müssen Banken keine Strafzinsen mehr bezahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern erhalten selbst eine Gutschrift. Der Einlagenzins, den die EZB den Geschäftsbanken zahlt, liegt derzeit bei 3,5 Prozent.

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Mit etwas zeitlicher Verzögerung wird nun auch der Wettbewerb um Einlagen intensiver. Gleichzeitig nehme die Wechselbereitschaft der Kunden zu, sagte ING-Privatkundenchef Daniel Llano am Montag auf der Handelsblatt-Tagung Zukunft Retail Banking.

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In den vergangenen Monaten habe sich die Zahl der Menschen, die nach attraktiv verzinsten Angeboten suchten und dann die Bank wechselten, bereits erhöht, berichtete Llano. „Ich erwarte, dass wir in den kommenden Monaten noch mehr Wechsel sehen werden.“

Vor diesem Hintergrund haben zahlreiche Geldhäuser die Zinsen, die sie Kunden auf ihre Ersparnisse bezahlen, angehoben. Die ING und die DKB zählen mit ihren 3,5-Prozent-Angeboten jedoch zur Spitzengruppe.

Die neue Aktion der DKB, die bisher nur ein Prozent Zinsen auf Tagesgeld zahlt, läuft vom 1. August 2023 bis zum 31. Januar 2024. Anschließend bekommen Kunden den dann geltenden Standardzinssatz, dessen Höhe aktuell noch nicht feststeht. Neukunden müssen bei der DKB neben einem Tagesgeld- auch ein Girokonto eröffnen.

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Vielen Banken erhöhen die Tagesgeldzinsen in erster Linie, um neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. So hebt die Onlinebank 1822direkt, eine Tochter der Frankfurter Sparkasse, per Freitag die Zinsen für Neukunden auf 3,6 Prozent an. Der Zins gilt für sechs Monate für alle Kunden, die erstmals oder nach längerer Pause wieder ein Tagesgeldkonto bei der 1822direkt eröffnen und für eine Anlagesumme von bis zu 100.000 Euro.

Eine Voraussetzung sei, dass ein Kunde seit mindestens zwölf Monaten kein Tagesgeldkonto bei der 1822direkt hatte, so die Bank. Wer zusätzlich ein Wertpapierdepot startet und das auch tatsächlich nutzt, kann den Zins für zwölf Monate erhalten – ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr Banken versuchen, über Lockangebote Kunden länger an sich zu binden und nicht nur weitere Einlagen anzuziehen.

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Banken geben bisher nur wenig Zinsen weiter

Der Anteil an den Notenbankzinsen, den Banken an ihre Kunden weitergeben, wird im Fachjargon „Deposit Beta“ genannt. In den vergangenen Monaten ist das „Deposit Beta“ branchenweit gestiegen – allerdings nicht so stark, wie von vielen Instituten ursprünglich kalkuliert. Der Zuwachs falle „weiterhin niedriger aus, als wir erwartet hatten“, sagte Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke Mitte Juni auf einer Analystenkonferenz.

Die Commerzbank gab im ersten Quartal 2023 lediglich 15 Prozent der Notenbankzinsen an ihre Privat- und Firmenkunden weiter. In den kommenden drei Quartalen kalkuliert Finanzchefin Bettina Orlopp mit 35 Prozent – und anschließend mit noch höheren Werten.

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„Historisch gesehen lag das ‚Deposit Beta‘ abhängig vom Zinsniveau oft zwischen 35 und 45 Prozent“, sagte Orlopp kürzlich. „Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass wir dieses Level dieses Mal nicht erreichen werden.“ Die Kunden seien genauso gut oder sogar besser gebildet als in der Vergangenheit.

Zudem sei es dank der Digitalisierung einfacher geworden, Einlagen von einer zu anderen Bank zu verschieben. „Aus meiner Sicht ist deshalb nicht die Frage, ob wir dieses Level wieder erreichen, sondern nur, wie schnell“, sagte Orlopp.

Bisher ist laut einer Untersuchung der Bundesbank jedoch noch relativ wenig von der Zinserhöhungsserie der EZB bei den Kunden angekommen. Die Zinsen für täglich fällige Einlagen seien bislang nur geringfügig gestiegen, erklärte die Notenbank in ihrem jüngsten Monatsbericht.

Eine solche verlangsamte Reaktion der Banken sei zwar auch in früheren geldpolitischen Straffungsperioden zu beobachten gewesen. „Seit September 2022 ist die Zinsweitergabe jedoch noch träger als in der Vergangenheit.“ Auch bei den Spareinlagen seien die Zinsen bisher nur in geringem Umfang nach oben gegangen.

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Erstpublikation: 29.06.2023, 07:00 Uhr.

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