MIOs zum Anfassen und Einbauen: E-HEALTH-COM

Die Medizinischen Informationsobjekte sollen durch neue Visualisierungen nahbarer gemacht werden. Und ein neuer Viewer hilft bei der Implementierung.

Die medizinischen Informationsobjekte (MIO), die themenbezogen medizinische Daten strukturiert und auf Basis des FHIR-Standards zur Verfügung stellen, sollen ein Herzstück des digitalen deutschen Gesundheitswesens werden. Bisher sind sie freilich eher Ladenhüter. Aber das soll sich mit dem Übergang zur neuen „ePA für alle“ ändern. Deren aktueller Starttermin gemäß Kabinettsentwurf des Digitalgesetzes (DigiG) ist jetzt der 15. Januar 2025. Wie geht es bis dahin mit den MIOs weiter? Bernd Greve, Geschäftsführer der mio42 GmbH und Dennis Kipping, dort FHIR Engineer, stellten beim Anbietermeeting der KBV einige Neuerungen vor.

ePA für alle: Viel unklar in Sachen MIO

Greve konzentrierte sich auf die übergeordneten Abstimmungsprozesse. Das neue, bei der gematik angesiedelte Kompetenzzentrum Interoperabilität im Gesundheitswesen – Kurzform möglicherweise KIG – soll eine Weiterentwicklung der bisherigen Koordinierungsstelle Interoperabilität werden. Es zielt darauf ab, die Arbeiten unterschiedlicher Standardisierungsakteure einschließlich der mio42 GmbH zu harmonisieren. „Dieses Ansinnen kann man nur unterstützen“, so Greve. Etwas kritischer sieht er Pläne, wonach das KIG künftig Standards bei einzelnen Organisationen gezielt beauftragen kann. Auch würden sich zusätzliche Abstimmungsrunden auf die Standardisierungsgeschwindigkeit insgesamt auswirken, so Greve: „Wir glaube nicht, dass wir damit schneller werden.“

Erstes MIO der neuen „ePA für alle“ soll der digital gestützte Medikationsprozess werden. Hier lässt sich so lange wenig sagen, wie die technischen Details der neuen ePA noch unklar sind. Wie es jenseits des Medikationsprozesses weitergeht, ist genauso unklar. Das Gesetz erwähnt als weitere ePA-Anwendungen das Labordaten-MIO und die elektronische Patientenkurzakte (ePKA). Aber auch die „alten“ MIOs stehen weiterhin im Gesetz, dazu immer wieder das Wort „Rechtsverordnung“.

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Dummys und Viewer sollen MIOs handhabbarer machen

Auf der Anwendungsebene ist es da gerade etwas konkreter. Dennis Kipping stellte in Berlin die MIO-Visualisierungen vor, ein neues Angebot, das für die Umsetzung eines MIOs in Primärsystemen eine Art Klick-Dummy liefert. Anhand solcher Beispieldarstellungen sollen mögliche Umsetzungen von MIOs demonstriert werden, die aus Ärztesicht geeignet und nutzerfreundlich sind. „Ziel ist es auch, die Nutzerperspektive und UX-Perspektive früh einzubinden“, so Kipping.

Während die neuen Visualisierungen „nur“ Implementierungs-Demos sind, zielt der ebenfalls neue MIO-Viewer auf Implementierung. Der MIO-Viewer ist eine Kooperation von mio42 GmbH und BVITG. Er soll dann ins Spiel kommen, wenn ein Primärsystemhersteller bestimmte MIOs nicht nativ implementieren möchte, zum Beispiel weil die eigenen Kunden ein bestimmtes MIO nicht oder nur selten brauchen. In solchen Fällen soll der MIO Viewer eine direkt implementierbare Option sein, mit der Primärsysteme auch Daten solcher MIOs anzeigen können, die nicht nativ implementiert wurden.

Das Ganze wird als Bibliothek von MIO-Modulen aufgezogen, aus der sich die IT-Hersteller dann selektiv bedienen können. Die Testung der Integration in die Primärsysteme erfolgt im Rahmen der entsprechenden BVITG-Arbeitsgruppe. Derzeit läuft bereits die iterative Testung des Impfpass-MIO. Ein erster Prototyp ist auf Github verfügbar. Aus dem Publikum kam beim KBV Anbietermeeting die Anregung, dieses Tool auch schreibbar zu machen. Das, so der Zuhörer, könnte es zum Beispiel Hebammen erleichtern, das Mutterpass-MIO zu nutzen. So weit ist es freilich noch nicht. Aktuell ist der Viewer – ein Viewer.

Weitere Informationen:

Prototyp des Impfpass-MIO auf Github:

https://github.com/mio42-GmbH/Anzeige-MIO-Impfpass

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