Methan durch Lecks bei der Erdgasförderung

ICHn den Förderregionen der USA entweichen fast drei Prozent des Erdgases in die Atmosphäre, deutlich mehr als erwartet. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die amerikanische Forscher Infrarotmessungen aus Flugzeugen, Messungen an Infrastrukturen wie Pipelines und Kompressorstationen sowie Simulationen miteinander kombiniert haben. Die Untersuchung ist nun im Fachmagazin „Nature“ erschienen. Demnach verursachen maximal zwei Prozent der amerikanischen Förderanlagen mehr als die Hälfte der Methanemissionen in den USA. Besonders viele oder große Lecks treten in neuen Förderregionen auf. In der Studie wurden sechs Förderregionen analysiert, in denen 52 Prozent der Ölförderung an Land und 29 Prozent der Gasförderung erfolgen.

Methan, Hauptbestandteil von Erdgas, ist eines der stärksten Klimagase: Es wirkt 80 Mal so stark wie Kohlendioxid. Zur  bisherigen Klimaerwärmung haben die globalen Methanemissionen rund 0,5 Grad beigetragen, obwohl die weltweiten Treibhausgasemissionen zu nur drei Prozent aus dem Gas bestehen. Allerdings verbleibt Methan nur zwischen neun und zwölf Jahren in der Atmosphäre, ehe es sich zersetzt, Kohlendioxid ist deutlich beständiger. Daher wäre der Effekt auf die Klimaveränderungen besonders positiv, wenn Methanemissionen sinken würden.

Neue Bohrlöcher sind undicht

Lena Höglund Isaksson vom Internationen Institut für angewandte Systemanalyse in Österreich vermutet, dass vor allem Schiefergasbohrungen, die in den USA in den vergangenen 15 Jahren ausgebaut wurden, wesentlich zu den Methanemissionen in neuen Fördergebieten beitragen. Denn diese unkonventionelle Förderung erfordert mehr Bohrlöcher, hat also potenziell mehr Lecks. Zudem hätten die Öl- und Gasunternehmen wenig Anreize, die Emissionen zu kontrollieren und Lecks zu dichten, da die zusätzlichen Gewinne durch die nicht entweichenden Gasmengen gering seien.

Für Methanemissionen aus Deutschland erwartet Julia Marschall vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) keine Überraschungen, da es ein fortgeschrittenes Überwachungssystem für Pipelines gebe. Hierzulande werden jedes Jahr etwa 5,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert. In den Vereinigten Staaten, dem größten Erdgasproduzenten weltweit, sind es jährlich etwa 945 Milliarden Kubikmeter.

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Auf der Klimakonferenz COP26 in Glasgow haben über 155 Länder, darunter die EU und die USA, vereinbart, bis zum Jahr 2030 ihren Methanausstoß um mindestens 30 Prozent zu senken (Global Methan Plegde). Allerdings müssen öl- und gasfördernde Unternehmen ihre Methanemissionen im Rahmen diese Abkommens nicht melden. In den USA sind die Unternehmen durch ein nationales Programms verpflichtet, ihre Emissionen anzugeben, Strafzahlungen bei Methanemissionen sind zwar in der Diskussion, eine entsprechende Regelung ist aber noch nicht in Kraft.

Lena Höglund Isaksson hält es für wichtig, dass auch de EU Vorschriften zur Kontrolle von Methanemissionen einführt. Auch Ralf Sussmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) fordert staatliche Auflagen und Überwachungsmaßnahmen, und das bereits dann, wenn eine Förderanlage in Betrieb genommen wird. Fördergebiete mit geringen Produktionsraten zuerst stillzulegen, fordert Hinrich Schaefer, der in Wellington, Neuseeland, am National Institute of Water and Atmopheric Research eine Arbeitsgruppe leitet. „Die gute Nachricht der Studie ist“, meint er gegenüber dem Science Media Center, „dass wir durch gezieltes Abstellen von einzelnen starken Lecks im Einvernehmen mit Produzenten schnelle Fortschritte im Klimaschutz erzielen können.“ Die schlechte Nachricht sei: Fossile Brennstoffe sind noch umweltschädlicher, als weithin angenommen. Und ein schneller Ausstieg aus ihrer Nutzung noch dringlicher.

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