Längst ausgestorbene Wespe in Bernstein entdeckt

Insektenforscher haben eine bislang unbekannte Wespenart in einem 100 Millionen Jahre alten Bernstein entdeckt. „Es ist ein langes gesuchtes Puzzleteil, das uns hilft, die Stammesgeschichte dieser heute nahezu weltweit verbreiteten Wespengruppe zu verstehen“, erklärte Volker Lohrmann vom Übersee-Museum Bremen, der die Wespe im Fachjournal „Insects“ zusammen mit französischen Kollegen beschreibt. „Die heutigen Verwandten lassen sich weltweit finden, auf allen Kontinenten abgesehen von der Antarktis. Auch bei uns gibt es sogenannte Plattwespen, von denen manche sogar als Nützlinge zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.“

Die fossile Wespe wurde der Mitte der Kreidezeit von Baumharz eingeschlossen, der dann zu Berstein versteinerte. Das Tier lebte damit lange vor etlichen bekannten Dinosaurierarten wie etwa dem T. rex. Die Forscher haben dem Insekt den wissenschaftlichen Namen Hukawngepyris setosus gegeben und damit einer neuen Art und einer neuen Gattung zugeordnet. Laut ihrer Analyse gehört sie zu den Epyrinae, der zweitgrößten der neun Unterfamilien innerhalb der Familie der Plattwespen (Bethylidae), von denen sechs bereits in der Kreidezeit belegt sind – nur die Epyrinae waren es bislang nicht. Deren bisher früheste Vertreter fanden sich in 53 Millionen Jahre Bernsteinvorkommen von Oise im Pariser Becken.

Der Bernstein mit der neuen kreidezeitlichen Plattwespe hatte ein privater Sammler aus Niedersachsen im Norden Myanmars entdeckt und der Forschung zur Verfügung gestellt. „Es ist relativ kompliziert, einen kleinen Bernstein zu untersuchen, weil man hochauflösende Mikroskope braucht“, sagte Lohrmann. Doch weil Bernstein oft durchsichtig ist, können Fossilien von allen Seiten lichtmikroskopisch untersucht werden. „Um herauszufinden, um was für eine Wespe es sich handelt, gleichen wir das Fossil dann mit der wissenschaftlichen Literatur ab. Wir müssen herausfinden: Handelt es sich eigentlich um ein neues Insekt oder kennen wir es vielleicht schon seit Jahren?“

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Wo Hukawngepyris setosus damals verbreitet war, wann und warum sie ausstarb, wissen die Forscher nicht. „Darüber können wir tatsächlich gar nichts sagen, weil dieser Fund ein Einzelfund ist“, sagte Lohrmann. Doch das Fossil helfe einen Eindruck zu bekommen, wie die Welt vor rund 100 Millionen Jahren ausgesehen hat. „Für die Wissenschaft ist Bernstein ein einmaliges Fenster in die Vergangenheit.“

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