Teneriffa, die größte der Kanarischen Inseln, lockt mit ganzjährig milden Temperaturen, landschaftlicher Vielfalt und wunderschönen Stränden. Was viele nicht wissen: Mehr als die Hälfte der Insel besteht aus Naturschutzgebieten, die Regierung investiert viel in Umweltschutzmaßnahmen. Wir geben fünf Tipps, wo man die Insel entspannt von ihrer „grünen Seite“ erleben kann – alle vorgestellten Orte sind nicht von den Waldbränden betroffen, die im Sommer auf Teneriffa ausgebrochen waren.
Per Tram von der neuen in die alte Hauptstadt
Charmant präsentiert sich die Inselhauptstadt Santa Cruz mit ihrer Melange aus kolonialem Flair und avantgardistischer Architektur. Kühn schwingt sich die Silhouette des Konzertsaals Auditorio in den tiefblauen Himmel, daneben das aus schwarzen Lavaquadern errichtete Castillo de San Juan. Ebenfalls an der Meeresfront fasziniert der Parque Marítimo mit seinen türkisfarbenen Pools im schwarzen Lavafelsen.
Ein Geniestreich war die Verlegung der Küstenstraße unter die Erde an der Plaza de España. Besonders abends, wenn 500 gläserne Lampen in Form von Wassertropfen den Bummel beleuchten, ist der Platz fantastisch. Nur eine kurze, bequeme Trambahn-Fahrt von Santa Cruz entfernt lockt die Universitätsstadt San Cristóbal de La Laguna, eine der schönsten und geschichtsträchtigsten Städte Teneriffas.
Am besten erkundet man den altehrwürdigen Ort (Unesco-Weltkulturerbe!) bei einer Stadtführung, die die Gemeindeverwaltung mehrmals täglich kostenfrei auch auf Deutsch anbietet. Treffpunkt ist das Fremdenverkehrsbüro in der Casa de los Capitanes Generales. Übernachtungstipp: Einige der historischen Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert wurden zu stilvollen Hotels wie das „La Laguna Gran Hotel“ und das „Laguna Nivaria“ umgebaut.
Ländlicher Ökotourismus abseits von großen Hotels
Wer sein Quartier gerne inmitten unberührter Natur abseits großer Hotelanlagen aufschlägt, wird sich in einer der zahlreichen Casas rurales wohlfühlen – das sind Landhäuser in traditioneller, kanarischer Architektur. Die Hacienda El Terrero ist so ein Beispiel für ländlichen Ökotourismus. Die zwölf Häuser liegen in einem historischen Weiler aus dem 16. Jahrhundert an der Nordküste Teneriffas und sind an den Klippen von El Terrero zum Atlantik hin ausgerichtet.
Tipp Nummer zwei ist das 300 Jahre alte Familienanwesen Casa Rural Tamaide im beschaulichen Zentrum der Gemeinde San Miguel de Abona im Süden Teneriffas. Tamaide lautet übrigens der Ortsname in der Sprache der Guanchen, der Ureinwohner Teneriffas.
Wale beobachten – aber mit Respekt
In ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen tauchen die Flossen neben dem Katamaran auf. Sie gehören zu einer Familie Pilotwale. Die Stimmung auf dem Boot ist beinahe andächtig. Selig blicken alle aufs tiefblaue Wasser. Die kleine Walfamilie scheint sich wohlzufühlen als „Eskorte“ des Walbeobachters.
Mit sieben Meter Länge sind die Pilotwale nicht ganz so stattlich wie Pottwale, aber dafür das ganze Jahr über im bis zu 3000 Meter tiefen Atlantik zwischen Teneriffa und La Gomera anzutreffen.
Aufgrund zahlreicher Maßnahmen gilt Teneriffa als erste Walschutzzone Europas. Bereits vor Jahren haben die Behörden Richtlinien zum Schutz der Säuger erlassen, demnach müssen die Walbeobachtungsboote mindestens 60 Meter Abstand zu den Tieren einhalten und 500 Meter zuvor den Schiffsmotor abstellen. Auch das Einkreisen der Wale, das für die Säuger eine enorme Stresssituation bedeutet, ist verboten.
Verantwortungsvolle Anbieter von Tauch- und Whalewatching-Touren wie beispielsweise Atlantic Eco Experience achten auf nachhaltige Bootstouren. Jede Tour wird von einem studierten Biologen begleitet. Begeistert teilen sie mit den Teilnehmern ihre Leidenschaft für das Meer und ihren Respekt vor dessen Lebewesen – das ist echte Aufklärungsarbeit.
Auf Hirtenpfaden durchs Anaga-Gebirge wandern
Wanderschuhe sind ein Muss für jeden Teneriffa-Reisenden. Liebhaber sattgrüner Wälder und wildromantischer Schluchten zieht es vor allem in den Norden der Insel. Im Nordosten liegt das 2015 als Biosphärenreservat ausgezeichnete Anaga-Massiv. Das Gebiet weist mit 1900 Arten eine besonders große Vielfalt an Reptilien, Vögeln, Fischen und wirbellosen Tieren auf.
Geologisch ist das Massiv einer der ältesten Bereiche der vulkanischen Insel, einige der Felsen sind über sieben Millionen Jahre alt. Steil erhebt es sich bis auf etwa 1000 Meter aus dem Meer. Eine beeindruckende Wanderung beginnt im nordwestlichen Teil des Gebirges im Mercedes-Wald, einem märchenhaft schönen, immergrünen Wald mit Lorbeerbäumen und meterhohen Heidekrautgewächsen.
Hirtenpfade führen in das entlegene Dorf Chinamada, wo heute noch Menschen in Höhlen und höhlenartigen Wohnungen leben. Kulinarischer Wanderhöhepunkt ist das Conejo frito (Kaninchen), das sich ganz wunderbar mit einem Glas trockenen Rotwein verträgt.
Bioweine aus den Hochlagen der Insel
Die Lavaböden und das ausgeglichene Klima auf Teneriffa verleihen dem Wein ein besonderes Aroma. Einige experimentierfreudige Winzer produzieren bereits seit Jahren besondere Bioweine – und das in Hochlagen zwischen 500 und 1000 Meter. Eine davon ist Carmen Gloria Ferrera. „Ich spreche mit meinen Weinen, sie antworten nicht, aber ich weiß, dass sie mich verstehen“, sagt die Inhaberin der Bodegas Ferrera im Nordosten der Insel.
Neben verbalem Zuspruch setzt die Winzerfamilie Ferrera auf ökologischen Anbau und regenerative Landwirtschaft. Nur gesunde, rückstandsfreie Trauben reifen in ihrem Weinkeller. Anstatt den Boden zu pflügen, wird er mit Vegetation bedeckt gehalten. Die dadurch erreichte Pflanzenvielfalt fördert die Wechselwirkung zwischen Weinwurzeln, Boden-Mikroorganismen und nützlichen Insekten.
Ein fruchtbares Zusammenspiel, dessen Ergebnis man bei einer Weinverkostung mit Carmen Ferrera probieren kann: Aromatischer Malvasia, Albillo Criollo und Vijariego Blanco sind ihre wichtigsten weißen Rebsorten. Malvasia Rosada, Moscatel Negro und Listán Negro die für den Rosé. Beim Vino Tinto liefern die einheimischen Sorte Vijariego Negro sowie Tempranillo und Syrah das Aroma. Salud!
Tipps und Informationen:
Übernachtungstipps: „La Laguna Gran Hotel“, lalagunagranhotel.com; „Laguna Nivaria“ in San Cristóbal de La Laguna, lagunanivaria.com. Ländlicher Ökotourismus: Hacienda el Terrero, haciendaelterrero.com; Casa Rural Tamaide, [email protected]; Überblick unter webtenerife.de/unterkunfte/landliche-ferienhaus/
Walbeobachtung: Das Angebot umfasst zweistündige Fahrten in kleinen, schnellen Booten (das Programm besteht allein aus der Walbeobachtung) und zwei- bis dreistündige Walbeobachtungsausflüge in mittelgroßen Booten mit einem Badestopp in einer Bucht und einem Essen an Bord vor der Rückkehr zum Hafen. Außerdem gibt es Ausflüge mit größeren Booten, bei denen es bis zu fünf Stunden entlang der Südküste geht – inklusive Badestopps und Essen an Bord; die Boote laufen in den Häfen von Los Cristianos und Los Gigantes aus (webtenerife.de/aktivitaten/natur/walbeobachtung). Nachhaltige Touren (Tauchen und Walbeobachtung) mit Biologen: atlanticecoexperience.com
Wanderungen: Gaiatours (gaiatours.es) bietet eine Tour durch das Anaga-Gebirge ab 49 Euro inklusive Wanderführer und Linienbus.
Bio-Weine: Bodegas Ferrera, bodegasferrera.com/en; Ökologischer Bauernhof Alma de Trevejos, almadetrevejos.com/Finca_Ecologica.html; Weingut Cumbres de Abona, Summitsdeabona.es
Weitere Informationen: Turismo de Tenerife, webtenerife.de. Kostenlose Stadtführungen durch La Laguna bietet das Fremdenverkehrsbüro, Casa de los Capitanes Generales, turismo.aytolalaguna.es/en/visitas-guiadas-gratuitas/.