Geraldine Chaplin im Interview über den Film Seneca und ihr Leben

Frau Chaplin, Ihr neuer Film „Seneca“ ist eine ziemlich spezielle Angelegenheit und Ihre Rolle darin ist vergleichsweise klein. Was reizte Sie daran?

Als man mir das Drehbuch schickte, sagte jemand, dass John Malkovich die Hauptrolle spiele. Aber wissen Sie was? Ich muss peinlicherweise gestehen, dass ich gar nicht wusste, wer Malkovich ist. Verraten Sie ihm das aber bloß nicht. Dann habe ich den deutschen Regisseur Robert Schwentke gegoogelt, er sagte mir auch nichts. Und wie Sie schon sagen: In der Mitte des Films verschwindet meine Figur schon wieder, Seneca schmeißt sie raus. Aber was soll ich sagen, das Drehbuch weckte mein Inter­esse. Da verlasse ich mich einfach auf mein Gefühl. Außerdem fand ich es spannend, eine drogensüchtige Society Lady zu ­Zeiten von Nero zu spielen. Wann hat man so eine Frau schließlich schon mal auf der Leinwand gesehen?

Ist es das, wonach Sie in Ihren Rollen suchen: das Neue und Unbekannte?

Na ja, letztlich ist ja jede Rolle neu und anders, einfach weil jeder Mensch anders ist. Jeder hat andere Erfahrungen gemacht und blickt auf ein ganz eigenes Leben zurück. Deswegen hatte ich noch nie das Gefühl, dass ich die gleiche Figur zweimal gespielt hätte. Aber, ja, natürlich ist es besonders interessant, wenn ich den Eindruck habe, eine Geschichte oder Person wirklich noch gar nicht zu kennen.


Geraldine Chaplin bei der Filmpremiere von „Seneca“ während der Berlinale im Februar 2023 in Berlin
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Sie deuteten eben an, dass Sie sich nach Bauchgefühl für einen Film entscheiden. Trügt Sie das auch mal?

Ich bitte Sie! Natürlich! Was habe ich schon für einen Mist gedreht. Wirklich, eine Menge der Filme, in denen ich mit­gespielt habe, sind nicht besonders gut. Aber während ich dafür vor der Kamera stehe, merke ich das noch nicht. Das wäre ja ein fürchterliches Gefühl. Nein, ich denke immer, dass ich gerade den besten Film überhaupt drehe. Erst im Nachhinein realisiere ich dann, dass ich meistens falsch gelegen habe.

Ärgern Sie sich dann?

Nein, das muss man aushalten können. Und solange ich etwas spüre, solange die Arbeit eine positive Erfahrung ist und ich das Gefühl habe, es könnte etwas Gutes dabei entstehen, ist das alles okay. Denn nur darum geht es mir.

Lieben Sie die Schauspielerei?

Ich habe sie lieben gelernt. Aber begonnen habe ich diesen Beruf eher aus Pragmatismus. Eigentlich arbeitete ich beim Zirkus, was sich in der Theorie sehr romantisch anhört, aber in der Praxis natürlich gar nicht ist. Vor allem verdiente ich dort nicht genug, um davon wirklich leben zu können. Also dachte ich, dass die Schauspielerei eine gute Idee sein könnte. Ich bin ja mit einem tollen Namen gesegnet, warum den nicht auch nutzen? Tatsächlich dauerte es dann nur einen Tag, bis ich einen Agenten hatte, und kurz darauf hatte ich meine erste Rolle in einem Film mit Jean-Paul Belmondo, der damals einer der größten Stars überhaupt war. Und wenig später stand dann auch schon „Doktor Schiwago“ an.

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