Earth Day: Wie sich die Pop-Branche um Nachhaltigkeit bemüht | NDR.de – Kultur – Musik

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Stand: 22.04.2024 13:38 Uhr

Geht die Klimakrise am Pop vorbei? Was bei Fridays for Future seit Jahren lautstark gefordert wird, kommt so langsam auch in der Popmusikbranche an: mit mahnenden Songs und nachhaltigen Konzerten und Touren. Zwei Beispiele.

von Vanessa Wohlrath

Die Band Deichkind ist bekannt für ihre fetten Shows. “Remmidemmi” zieht bis heute zahlreiche Fans in die großen Hallen Deutschlands. Doch neben Party und Eskalation, wird bei den Hamburgern auch auf die aktuelle gesellschaftspolitische Lage geschaut. Und dazu zählt auch die Klimakrise. In ihren Social-Media-Postings animiert die Gruppe ihre Fans dazu, auch mal bei Fridays-for-Future-Demos mitzulaufen. Deichkind sind dort selbst schon einmal aufgetreten.

“Musiker*innen sind ganz normaler Anteil der Gesellschaft”

“Niemand kann sich dort aus der Verantwortung stehlen”, findet der Geschäftsführer von Deichkind, Henning Besser. “Wir Musiker*innen sind letztendlich auch ein ganz normaler Anteil der Gesellschaft. Trotzdem glaube ich, sind wir natürlich auch Menschen, die eine Reichweite haben oder die vielleicht auch ein gewisses Vertrauen genießen bei ihren Zuhörer*innen – und mit Reichweite geht auch Verantwortung einher. Ich glaube, wir könnten als Branche mehr bewegen als wir aktuell machen.”

Software soll bei Deichkind Tour nachhaltiger machen

Die stadienfüllenden Shows von Deichkind sind natürlich mit hohen CO2-Emissionen verbunden; von der Anreise bis hin zur Müllbeseitigung. Um ihre Touren so nachhaltig wie möglich zu planen, hat die Gruppe eine eigene Software entwickelt, die bei der Routenoptimierung unterstützt. So können am Ende unnötige Kilometer und dadurch auch Kraftstoff gespart werden. Zusätzlich finanzieren Deichkind in CO2-Kompensations-Projekte.

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Kleinen Bands fehlt häufig Geld und Unterstützung

All das könnte schon längst Standard in der Musikbranche sein – ist es aber noch nicht. Für Software-Entwicklung und optimale Tourplanung fehlt gerade kleineren Bands oft das Geld und die nötige Unterstützung. Henning Besser sieht darin ein strukturelles Problem: “Ich glaube, das ist auch die Schwierigkeit, die wir als Branche haben. Das hat sich schon in der Pandemie gezeigt: Im Grunde gibt es keinen Lobbyverband, der uns auch mit politischen Interessen vertreten kann. Diese fehlende Vernetzung ist jetzt natürlich ein Nachteil bei solchen Herausforderungen, bei denen einzelne Künstler und Künstlerinnen manchmal auch überfordert sind oder auch das Fachwissen fehlt.”

Initiative “Music Declares Emergency” will Klimaschutz voranbringen

Das war auch der Grund, warum sich 2019 die Initiative “Music Declares Emergency” gegründet hat, ein Zusammenschluss aus Musikerinnen und Musikern, Organisationen und Fachleuten aus der Musikindustrie, die den Klimaschutz voranbringen will. “Wenn wir uns um den jetzt nicht ausreichend kümmern, wird es bald gar keine Musik mehr geben” – “No Music on a Dead Planet” lautet der Slogan dieser Bewegung. Sie ist bisher eine der wenigen Initiativen in der Musikbranche. Nach wie vor stellen sich viele Newcomer die Frage: Wo bekommt man Unterstützung, wie schafft man auch ein Bewusstsein bei den Fans?

Newcomer-Band Endless Wellness verwendet recyceltes Vinyl

“Ich finde es eine sehr, sehr wichtige Frage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen”, sagt Milena Klien von der Rockband Endless Wellness. Die Newcomer aus Wien lassen ihre Schallplatten nur aus recyceltem Vinyl herstellen, getourt wird auch schon mal mit der Bahn. In ihren Songs verarbeiten Endless Wellness die Klimakatastrophe sehr konkret.

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Das Lied “Danke für Alles” von ihrem Debüt “Was für ein Glück” richtet sich an die vorangegangenen Generationen, klagt an. Es geht um Waldbrände, um Eisbären, die ihren natürlichen Lebensraum verlieren. Gleichzeitig verkörpert der Song eine Ohnmacht, die viele Millennials in Bezug auf die Klimakrise spüren.

Klimakrise beeinflusst alle Lebensbereiche

“Das ist dermaßen omnipräsent und so einflussreich in all unsere Lebensbereiche”, sagt Milena Klien. “Gerade das Alter, das wir jetzt gerade haben, um die 30 – da stellen sich gewisse Fragen zu diesem Lebenszeitpunkt oder sie werden uns gestellt. Von gesellschaftlichen Normen in Bezug jetzt wie das Kinderkriegen oder Bilder von Familie, die natürlich mit einer gewissen Perspektive in die Zukunft und in die Jahre, die von jetzt aus noch in einer mittleren bis weiteren Ferne liegen.“ Diesen Fragen müsse man sich stellen, ob man wolle oder nicht. Auch die klimatischen Bedingungen der Welt fließe in Überlegungen, Verhalten und die eigenen Positionierungen mit ein.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur |
Der Morgen |
22.04.2024 | 09:20 Uhr

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