Drama um ChatGPT-Chef Sam Altman: Erst gefeuert, jetzt soll er zurück

Sam Altman
Überraschend gefeuert, jetzt soll er doch zurückkommen: Das irre Drama um den ChatGPT-Chef

OpenAI-Chef Sam Altman will die Welt verändern

© Kevin Dietsch/-/Getty Images

Sam Altman ist eines der Gesichter der KI-Revolution – und wurde am Freitag völlig überraschend gefeuert. Doch das war erst der Anfang eines gigantischen Dramas hinter den Kulissen.

Die Nachricht kam aus dem Nichts – auch für Sam Altman selbst. Nur 30 Minuten vor seinem Rauswurf erfuhr er, dass er seinen Job als CEO des ChatGPT-Betreiber OpenAI verloren hatte. Seitdem rätselt die Branche, wie es für das Hype-Unternehmen weitergehen soll. Nun deutet sich an: Der putschende Verwaltungsrat scheint Altman zurückholen zu wollen, um dann selbst zurückzutreten.

Das berichtet unter anderem “The Verge”. Dem gut informierten Techblog zufolge soll der Aufsichtsrat prinzipiell der Idee zugestimmt haben, Altman zurückzuholen und sich selbst aufzulösen. Das sollen gleich mehrere Quellen innerhalb der Firma bestätigt haben. Passiert ist seitdem aber noch nichts. Obwohl eine wichtige Frist abgelaufen ist, zu der zahlreiche Mitarbeiter mit der Kündigung gedroht hatten, um Altman zu folgen.

Druck von drei Fronten

Dass sich der Aufsichtsrat nach seinem in der Branche außergewöhnlichen Coup selbst abzusetzen überlegt, zeichnet ein dramatisches Bild über die Lage ohne Altman. Dass es nicht einfach weitergehen würde, deutete sich bereits kurz nach seinem Rauswurf ab. Firmen-Präsident Greg Brockman war nur fünf Minuten vor der Verkündung informiert worden, reichte kurz danach selbst die Kündigung ein. Die Mitarbeiterschaft, die erst aus der Presse davon erfuhr, reagierte geschockt.

Fast noch schwerer wiegt aber die Reaktion der Investoren. Obwohl Microsoft schnell bekräftigte, dass man zu seinem Investment von zehn Milliarden Dollar stehen werde, soll CEO Saya Nadella hinter den Kulissen sehr anders reagiert haben. Er sei regelrecht ausgerastet, berichtet “Bloomberg”. Das wollte sich eine Gruppe von weiteren Investoren zunutze machen. Sie schmiedeten einen Plan. Das Ziel: OpenAI von allen Seiten so sehr unter Druck zu setzen, dass es keine Wahl hat als Altman zurückzuholen.

Das berichtet “Forbes” unter Berufung auf Insider. Die Investoren wollen demnach gleich an drei Fronten Druck auf die Interims-Chefin Mira Murati und ihr Team aufbauen.

Die erste ist die Firma selbst: Die erfahreren Software-Ingenieure stehen zum Großteil hinter ihrem Ex-Chef. Eine Revolte aus den eigenen Reihen würde daher gigantischen Druck auf die Führung aufbauen. Die zweite Front ist Microsoft. Der Großteil der zehn Milliarden Dollar wurde nicht in Bar gezahlt, sondern in Form von zur Verfügung gestellter Server-Kapazität. Würde der Konzern die drosseln, könnte das rechenintensive ChatGPT kaum noch seinen Dienst tun – und OpenAI hätte ein echtes Problem. Der letzte Stoß soll von rechtlicher Seite kommen: Eine Klage der Investoren gegen den Rauswurf würde die Führung gemeinsam mit den anderen Fronten  endgültig ohne Wahl lassen, so das Kalkül.

Keine gute Verhandlungsposition

Ob die gerade laufenden Verhandlungen tatsächlich über diese Strategie erzwungen wurden, ist bislang nur Spekulation. Vielleicht war es auch gar nicht nötig, den Plan letztlich so umzusetzen. Die Angestellten und die Investoren waren auch ohne gemeinsame Planung in Aufruhr. Microsoft hatte sich öffentlich zur Einhaltung seiner Verpflichtungen bekannt, hinter den Kulissen soll sich der Konzern aber für eine Rückkehr Altmans stark gemacht haben.

Tatsächlich dürfte auch die allgemeine Berichterstattung zu den Entwicklungen im Herzen der Firma ihren Teil beigetragen haben. Bereits kurz nach Bekanntwerden sollen Altman und Brockman begonnen haben, eine eigene Firmengründung zu planen und bereits Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern und Investoren geführt haben.

Keine harten Vorwürfe gegen Sam Altman

Zudem wurde bekannt, dass die Führung gar keine harten Vorwürfe gegen ihren ehemaligen CEO in der Hand hat. Man sei sich weder in finanzieller oder geschäftlicher Hinsicht noch in Bezug auf die Sicherheit irgendeines Fehlverhaltens Altmans bewusst, berichtet ein internes Memo des Geschäftsführers Brad Lightcap nach Erkenntnissen von “Axios”. Stattdessen habe der Verwaltungsrat ein Kommunikationsproblem mit Altman beklagt: Er habe nicht ausreichend mit den Mitgliedern gesprochen, so der Vorwurf.

Auch wenn man den Rauswurf angesichts dieser Erkenntnisse etwas merkwürdig finden kann: Verhandlungen über eine Rückkehr wirken dadurch deutlich plausibler. Man sei “optimistisch”, dass man Altman und Brockman zurückzugewinnen, erklärte Strategiechef Jason Kwon entsprechend in einem internen Memo, dass “The Information” vorliegt. Auch Altman und Brockhaus sind daran interessiert, den Streit mit möglichst wenigen Opfern in der Firma zu beenden – und entsprechend offen für eine Rückkehr, berichten mehrere Medien.

Grundsatz-Streit um Zukunft von ChatGPT

Egal wie das Drama letztlich ausgeht: Die Geschichte wirft ein Licht auf eine wachsende Kluft in der KI-Branche. Einst als idealistische Stiftung gestartet, die eine ethische Entwicklung Künstlicher Intelligenz vorantreiben sollte, hat sich bei OpenAI langsam aber sicher der Flügel durchgesetzt, der auch das Geldverdienen im Auge hatte.

Der Putsch gegen Altman sei auch eine Reaktion auf dessen Bemühungen gewesen, ChatGPT zu monetarisieren, hieß es bereits am Freitag. Die Entwicklung war einigen Mitgliedern des Verwaltungsrates letztlich zu schnell gegangen. Sollte Altman nun zurückkehren, hätte dieser Lagerkampf einen klaren Sieger.

Quellen: Bloomberg, The Verge, Axios, The Information, Forbes,

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