Wie so oft in seinem Leben waren die Reaktionen auf die Ankündigung von Silvio Berlusconis Tod polarisiert und widersprüchlich. In Italien wird Berlusconi bei Betrachtungen über seine Karriere als Medienmogul in den 1980er-Jahren und als Premierminister in den 1990er- und 2000er-Jahren tendenziell als eine Figur betrachtet, deren Einfluss bereits vor einem Jahrzehnt zu schwinden begann. Doch für Beobachter in europäischen Staaten, die die Auswirkungen populistischer Politik erst in jüngerer Zeit zu spüren bekamen, spiegeln die Spaltungsbereitschaft und die schmierige Vetternwirtschaft, die Berlusconi auf dem Höhepunkt seiner Macht verkörperte, Trends wider, die noch immer die zerstrittene Politik Europas prägen.
Wenn man sich die Auswirkungen transformativer Führungskräfte ansieht, können die gegensätzlichen Narrative natürlich jeweils ein Körnchen Wahrheit enthalten. Berlusconis Erbe spiegelt gesellschaftliche Kontinuitäten wider, die noch immer die politische Landschaft Europas prägen. Doch in einer politischen Szene Italiens, deren Trends sich häufig auf den Rest Europas auswirken, ist eine neue Generation populistischer Politiker entstanden, deren Wahlkampftechniken sich zunehmend von Berlusconis bombastischem Stil unterscheiden.
Um herauszufinden, inwieweit die von Berlusconi entwickelte Form des Wahlkampfs noch immer das politische Leben in Europa beeinflusst, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf andere Führungspersönlichkeiten zu werfen, die ähnliche populistische Techniken erfolgreich eingesetzt haben. Ironischerweise wurde das Vereinigte Königreich für ein Land, das sein eigenes System als dem Italiens inhärent überlegen ansieht, durch Formen des Populismus des ehemaligen Premierministers Boris Johnson, der Aspekte von Berlusconis Karriere widerspiegelte, zutiefst destabilisiert.
