Das weiße Gold in Nevada

Die Gegend könnte einsamer kaum sein. Im Norden des amerikanischen Bundesstaates Nevada leben statistisch nur 0,7 Menschen auf einem Quadratkilometer Land. Im Vergleich dazu ist das Bundesland Hessen mehr als vierhundertmal so dicht besiedelt. Meist sind es Viehzüchter, andere sind Landwirte oder Bergleute, die in dem nach Alexander von Humboldt benannten Landkreis an der Grenze zu Oregon wohnen. Doch bald könnte in diesem Landstrich mehr als die Hälfte jenes „Goldes der Mobilitätswende“ gefördert werden, das gegenwärtig auf der Welt zu Batterien für Elektroautos, stationäre Stromspeicher und elektronische Geräte verarbeitet wird. Unter dem Gebirgspass namens „Thacker Pass“ werden fast 14 Millionen Tonnen Lithiumkarbonat vermutet. Dabei handelt es sich um eines der größten zusammenhängenden Lithiumvorkommen in der Welt und die umfangreichste Lithiumquelle in den Vereinigten Staaten.

Dass es in dieser gottverlassenen Gegend überhaupt so viel Lithium gibt, liegt an einer Serie von riesigen Vulkanausbrüchen, die sich dort vor knapp 16 Millionen Jahren ereigneten. Zur Vulkanprovinz von Yellowstone gehörend, brachen im Norden Nevadas und Süden Oregons große Mengen an Lava aus, die einen gewaltigen Hohlraum in der Erdkruste zurückließen. Als dieser in sich zusammenbrach, entstand die „McDermitt Caldera“, eine scharfe, elliptische Senke in der Erdoberfläche, die heute 45 Kilometer lang und knapp 35 Kilometer breit ist. Nicht nur mit dem Magma gelangten viele mineralische Rohstoffe aus dem Erdinneren in diese Caldera. Sie füllte sich im Laufe der Zeit auch mit Wasser aus den umliegenden Bergen, in dem ebenfalls viele Minerale gelöst waren. Das Wasser ist inzwischen verdunstet, die Minerale aber schlummern nun in dicken Sedimentschichten.

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