Borussia Dortmund siegt gegen Paris und steht im Champions-League-Final

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Elf Jahre nach der Niederlage gegen die Bayern spielt der BVB erneut in Wembley. Selbst die Neuauflage des deutschen Endspiels von damals ist möglich.

Torjubel nach dem Treffer von Mats Hummels für den BVB am Dienstagabend in Paris.

Imago

Um Pathos ist Edin Terzic, der Trainer von Borussia Dortmund, nie verlegen. Seine Stimme tönt stets salbungsvoll, selbst dann, wenn er Banalitäten zu verkünden hat. Für einmal aber wirkte der Tonfall höchst angemessen. Denn jeder, der den ergriffenen Terzic am späten Dienstagabend sah, verstand, was der Moment für den Trainer, aber auch für seine Spieler bedeutet: Borussia Dortmund steht im Final der Champions League.

«Unglaublich»: So lautete die Vokabel, die Terzic am Mikrofon von Amazon bemühte. In diesem Fall war das so oft indifferente Adjektiv beinahe präzise. Denn wer wollte bestreiten, dass das, was die Borussia in dieser Champions-League-Saison geleistet hat, nicht bloss unglaublich, sondern geradezu ungeheuerlich ist?

1:0 – im Hinspiel war das Ergebnis identisch – siegte der BVB durch ein Tor von Mats Hummels (50. Minute) gegen das Milliardenprojekt Paris Saint-Germain. Dass der Erfolg glücklich war, wird niemand bestreiten, der das Spiel über 90 Minuten ansah. Dass die Dortmunder dennoch keineswegs zu Unrecht den Favoriten ausschalteten, dürfte als ebenso unstrittig gelten. Die Härte, Konzentration und Zielstrebigkeit des BVB wog die vier Aluminiumtreffer des Platzteams auf, vor allem die robuste Defensivarbeit um Mats Hummels, der nicht bloss wegen seines Treffers der herausragende Spieler war.

Hummels würde gern im Final noch einmal treffen

Hummels’ wuchtiger Kopfball zum Siegtor weckte indes Erinnerungen an einen anderen Abwehrspieler, der auf höchstem Niveau erfolgreicher reüssierte als mancher Stürmer: Sergio Ramos. Als der Trainer Terzic Hummels aufforderte, im Final noch einmal das Gleiche zu tun, sagte der Innenverteidiger, dass er diese Dienstanweisung gerne befolgen werde. Und: «Ich habe sowieso zu wenig Champions-League-Tore geschossen. Es war ein sehr guter Zeitpunkt, um da ein bisschen aufzustocken.»

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Hummels wirkte weit gefasster als sein Vorgesetzter, erst recht aber als sein Mannschaftskollege Marco Reus. Der ehemalige Captain, dessen Abschied vom BVB nach zwölf Jahren beschlossene Sache ist, fand nach dem Spiel kaum einen Weg aus seiner Einsilbigkeit, die Wucht des Augenblicks verschlug ihm regelrecht die Sprache.

Dabei hätte er doch, genau wie Hummels, so viel zu erzählen: darüber, wie diese kuriose Saison verlaufen ist, die vom Bundesliga-Ergebnis her (fünfter Tabellenrang) bloss als missraten bezeichnet werden kann. Und im Gegensatz dazu diese glänzenden Auftritte in der Champions League, wo der BVB erst eine Gruppenphase überstand, in der die Gegner Paris Saint-Germain, Newcastle und AC Milan hiessen. Hätte es gegolten, den logischen Vierten in diesem Quartett zu bestimmen, dann wäre die Wahl der meisten Experten auf den BVB gefallen.

Nur trotzten sie der internationalen Konkurrenz auch in der K.-o.-Runde; Eindhoven wurde ebenso wie Atlético Madrid bezwungen. Ein Schlüssel, sagt Terzic, sei das Spiel gegen Milan gewesen, im letzten Jahr einer der Halbfinalisten. Die Erfahrung, gegen solche Teams bestehen zu können, habe die Mannschaft für die Grosstaten der Finalrunde präpariert.

Nun beschwören sie den Zauber dieser irrwitzigen Saison, in der ein Trainer zum Helden avanciert. Dabei hatten viele geglaubt, dass es ein Fehler war, nach dem Verlust der Meisterschaft am letzten Spieltag der vergangenen Saison mit ihm weiterzumachen. Skeptiker sahen sich immer wieder darin bestätigt, dass Terzic doch eigentlich der falsche Coach für diese Mannschaft sei – ehe er seine Kritiker in der Champions League widerlegte.

Die ehemaligen Borussen Hakimi und Dembélé haben kein Glück mit PSG

Die Wiedergeburt einer Mannschaft aus dem kollektiven Versagen im Meisterschaftsfinish: So lässt sich die BVB-Equipe der Gegenwart beschreiben. Alles wirkte intakt in Paris, es triumphierte das bessere Team gegen eine Ansammlung der besseren Individualisten. Achraf Hakimi und Ousmane Dembélé hatten Dortmund einst verlassen, um die Champions League zu gewinnen. Doch der Titel bleibt PSG verwehrt. Stattdessen greifen die Veteranen Mats Hummels und Marco Reus nach dem Cup, aber auch der Rückkehrer Jadon Sancho und der Torhüter Gregor Kobel, der als erster Schweizer Goalie überhaupt in einen Champions-League-Final einzog.

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Doch all diese Details sind Kleinigkeiten im Vergleich zur ganz grossen Geschichte, die die Borussia schreiben will. Denn Wembley und der BVB, das war ein Ereignis vor elf Jahren, als die Dortmunder unter ihrem legendären Trainer Jürgen Klopp den Bayern im Final der Champions League mit 1:2 unterlagen. Als «Europe’s Hottest Club» rühmte seinerzeit das Fussballmagazin «4-4-2» den BVB, der auf internationaler Bühne atemberaubenden Fussball spielte. Damals wurde Real Madrid im Westfalenstadion mit 4:1 deklassiert. Noch immer zehrt der Ruf des Goalgetters Robert Lewandowski von den vier Toren, die er dem spanischen Renommierklub einschenkte.

Kommt es in Wembley zu Veteranentreffen?

Und nun? Wembley zum Zweiten, elf Jahre später – und das womöglich sogar noch gegen den Gegner von damals. Die Bayern spielen am Mittwochabend ihren Halbfinal in Real Madrid (Hinspiel 2:2). Wären die Vorgänge nicht höchst real, würde man einen solchen Plot wohl als kitschig empfinden, diese mögliche Revanche mit grosser zeitlicher Verzögerung, die zudem ein Veteranentreffen wäre. Denn auch bei den Bayern sind mit dem Torhüter Manuel Neuer und dem Angreifer Thomas Müller noch zwei Routiniers von damals dabei.

Aber es fügt sich atmosphärisch doch recht gut zu diesem BVB der Gegenwart, in dem nicht nur der stets ergriffene Trainer Terzic für sentimentale Augenblicke sorgt, sondern so viele Abschiede rührselig stimmen: Nicht nur Marco Reus wird den Klub verlassen, auch Mats Hummels denkt über einen Abschied nach. Zudem hat Hans-Joachim Watzke, der Klubchef, der den BVB einst vor dem Ruin rettete, seinen Rückzug angekündigt.

Gelänge es der Borussia, mit dem Titelgewinn in Wembley ein Jahrzehnt der Stagnation zu überwinden, würde auch Watzke nicht bloss als Sanierer und Initiator der BVB-Ära unter Jürgen Klopp in Erinnerung bleiben – sondern tatsächlich als die überragende Figur, als die er sich selbst betrachtet.

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