Moin, Grüezi, Tach – so grüßen Sie richtig
Wer im deutschen Sprachraum unterwegs ist, muss sich auf eine Vielzahl von Ausdrücken gefasst machen, die zur Begrüßung oder beim Abschied verwendet werden. Dabei gibt es so manches Missverständnis, was Ursprung und Bedeutung der Begriffe anbelangt.
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„Grüß Gott!“ Wenn Sie bei dieser Begrüßung stutzen, dann kommen Sie wohl nicht aus dem süddeutschen oder alpinen Raum. Oder Sie waren länger nicht wandern in den Bergen. Norddeutsche antworten dann gern schnippisch „Wenn ich ihn sehe“. Dabei ist es ganz anders gemeint. Denn hinter der Grußformel verbirgt sich ein frommer Wunsch – „Möge Gott dich grüßen“, im Sinne von „dich segnen“.
Dasselbe meint die bayerische Variante, in der Gott jedoch wegen der Selbstverständlichkeit nicht mal mehr genannt wird: „Griaß di“, also „Grüße dich“, jedoch mit der Bedeutung, „möge Gott dich grüßen“. In der höflichen Fassung heißt es „Griaß Enk“, „Grüß Euch“ – eine Art Pluralis Majestatis. Die Schweizer wiederum sagen „Grüezi“ oder „Grüessech“, eine Kurzform von „Gott grüße Euch“. Wir sehen: Wer im deutschen Sprachraum unterwegs ist, muss sich auf eine Vielzahl von Grußformeln gefasst machen.
Gottlose Grüße gibt es natürlich auch. Weit verbreitet ist das „Guten Tag“, das für alpine Ohren aber fast wie ein Befehl klingt, vor allem wenn es zu einem schneidigen „Tach!“ verkürzt wird. Und dann sind da noch die Grußformeln, die beim Kommen und Gehen gleichermaßen verwendet werden. Beim Abschied kann man zum Beispiel leise „Servus“ sagen, zur Begrüßung geht es aber auch. Dieses von Süddeutschland bis Südtirol geläufige Wort – in Wien abgewandelt zu „Servas“ – kommt aus dem Lateinischen, bedeutet „Knecht“ und besagt so viel wie „zu Diensten“.
Nicht zu vergessen das „Moin!“ Wo es herkommt, ist nicht ganz klar. Es kann plattdeutschen, friesischen oder luxemburgischen Ursprungs sein, genau weiß es niemand. Klar ist aber, dass es mit dem Morgen nichts zu tun hat. Seit gut 200 Jahren wird es verwendet, überwiegend im Norden. Interessanterweise gibt es auch Regionen in der Schweiz, wo dieser Gruß ebenfalls geläufig ist, dort zumeist als „Moin zäme“, mit dem mehrere Personen gegrüßt werden, denn das Schwyzerdütsche „zäme“ heißt „zusammen“.
Selbst in „Tschüssikowski“ steckt Gott mit drin
Und was sagt man zum Abschied? Weit verbreitet, vor allem im Norden, ist das „Tschüss“ – wobei kaum jemand weiß, dass Gott sich darin versteckt. Das Wort wurzelt im französischen „Adieu“ („Gottbefohlen“). Über sprachliche Umwege wurde daraus „adjuus“ und „atschüs“.
Diesen Gruß brachten die Hugenotten nach Deutschland, daraus entwickelte sich „Tschüss“, in Westdeutschland die Variante „Tschö“. In südlichen Gefilden galt „Tschüss“ lange als Piefke-Reizwort, doch seine schleichende Ausbreitung ist nicht aufzuhalten – selbst in Wien und Zürich schallt es einem inzwischen entgegen.
In Bayern und Österreich hört man beim Weggehen aber noch häufig „Pfiat di“ – die Kurzform von „Pfiat di Gott“ („Behüte Dich Gott“). „Adieu“ ist dagegen fast ausgestorben; es war bis zum Ersten Weltkrieg in ganz Deutschland noch sehr geläufig, wurde aber infolge antifranzösischer Propaganda aus dem Sprachgebrauch hinweggefegt. Immerhin: In der Schweiz und in Süddeutschland hat sich daraus „Ade“ entwickelt und gehalten, hier und da hört man noch ein „Adele“.
Wer sich ganz ohne Gottbezug verabschieden will, hat es dagegen schwer. „Auf Wiedersehen“ klingt unpersönlich, „Bis Baldrian“ dämlich, und „Tschüssikowski“ geht auch nicht, weil – siehe oben – Gott darin steckt. Bleibt zu hoffen, dass sich „Bundesgartenciao“ nicht durchsetzt, auch wenn es auf Instagram bereits als Begriff mit Hashtag kursiert.