Aufstieg und Niedergang der hippen Pizza-Marke Lizza

Die Geschichte war eigentlich zu schön, um wahr zu sein, und enthielt fast alles, was man für eine Gründerstory braucht: zwei junge Menschen, die gut bezahlte Jobs aufgeben, um ihren Traum zu verwirklichen; ein hippes Produkt, das eher durch Zufall als durch strategische Planung für Aufsehen sorgt; zwei prominente Investoren; und eine TV-Show, die die Gründer berühmt macht. Mit diesen Zutaten ist das Frankfurter Start-up Lizza in den vergangenen Jahren bekannt und zu einer Marke geworden. Doch nun steht das Unternehmen, das Low-Carb-Produkte herstellt, also Pizzaböden, Müslis oder Brotbackmischungen mit wenig Kohlenhydraten, an einem Tiefpunkt. Wie Insolvenzberater Andreas Kleinschmidt gegenüber der F.A.Z. bestätigte, steckt Lizza derzeit im Insolvenzverfahren.

Daniel Schleidt

Koordinator der Wirtschaftsredaktion in der Rhein-Main-Zeitung.

Wie konnte es so weit kommen? Schließlich war Lizza mit seinen Vorzeigegründern Marc Schlegel und Matthias Kramer ein gefeierter neuer Stern am Frankfurter Gründerhimmel gewesen. 2015 hatten die beiden Ex-Banker eher durch Zufall ihr Food-Start-up gegründet, nachdem sie eigentlich eine Dating-App auf den Markt bringen wollten. Als sie die Anwendung Freunden präsentierten, waren diese wenig begeistert – stattdessen aber von der Leinsamenpizza, die sie ihnen zum Abendessen vorsetzten. Plötzlich standen die zwei ehemaligen Mitarbeiter der Deutschen Bank im Foodtruck und verkauften kohlenhydratarme Pizza.

Durchbruch in der TV-Show „Höhle der Löwen“

Der Durchbruch folgte 2016 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“: Beim Fernsehsender Vox sahen drei Millionen Menschen zu, wie die Promi-Investoren Frank Thelen und Carsten Maschmeyer 150.000 Euro in das junge Unternehmen investierten. Noch in derselben Nacht gingen über den Onlineshop mehr als 20.000 Bestellungen bei Lizza ein. Die Gründer mieteten eine alte Bäckerei im Stadtteil Goldstein, bauten dort eine Produktion auf, und die Leinsamenpizza landete in den Regalen von Edeka, Rewe und Kaufland.

Die Lizza-Gründer Marc Schlegel (links) und Matthias Kramer sind längst nicht mehr an Bord.


Die Lizza-Gründer Marc Schlegel (links) und Matthias Kramer sind längst nicht mehr an Bord.
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Bild: Frank Röth

Es war ein rasanter Aufstieg. Die Investoren Thelen und Maschmeyer unterstützten ihn nicht nur finanziell, sondern ließen sich nach dem TV-Auftritt auch medienwirksam mit den Gründern und grüner Lizza-Schürze fotografieren und filmen. Investor Thelen sagte während eines Besuchs bei Lizza, solch einen Raketenstart habe er noch nie erlebt.

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