Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität: Das Adults-only-Konzept in der Hotellerie findet immer mehr Anklang. Alle namhaften Reiseveranstalter haben Erwachsenenhotels im Programm. In der gehobenen Hotellerie allerdings sind Häuser, die Familien mit kleinen Kindern den Zutritt verwehren, selten. Ein Neuling auf diesem Gebiet ist das „Weissenhaus Private Nature Luxury Resort“, das erst Ende Dezember 2023 vom Hotel für alle zum Adults-only-Hotel umfunktioniert wurde. Hoteldirektor Frank Nagel erklärt sein Motiv für diesen Schritt.
QUADDEL: Warum haben Sie sich dafür entschieden, ein Adults-only-Konzept in Ihrem Haus umzusetzen?
Frank Nagel: Die wachsende Fokussierung auf Ruhe, Erholung, Natur und Regenerierung haben dazu beigetragen, dass sich unsere Zielgruppe immer mehr zu Paaren und erholungssuchenden Erwachsenen entwickelt hat. Die wollen eine Ruhe-Oase und einen exklusiven Rückzugsort, um sich fernab von Alltagsstress und Hektik zu entspannen. Diese Erwartungshaltung der Gäste war und ist für uns nicht mehr mit einem Urlaub mit kleinen Kindern vereinbar. Das Konzept eines Adults-only-Resorts war für uns und unsere Gäste der richtige Schritt.
QUADDEL: Nehmen Sie als luxuriöses Adults-only-Resort in Ihrer Region eine Vorreiterrolle ein?
Nagel: Ja, in unserer Umgebung in Nord- und Mitteldeutschland gibt es kein vergleichbares Konzept in der Luxushotellerie. Wir denken, hier eine Nische für eine durchaus vorhandene Zielgruppe gefunden zu haben. Vergleichbare Häuser findet man zum Beispiel mit dem „Hotel Kranzbach“ in Süddeutschland und dem „Hotel Forestis“ in den Dolomiten. Wir teilen uns viele Stammgäste mit diesen wunderbaren Häusern.
QUADDEL: Wie war bisher das zahlenmäßige Verhältnis zwischen kinderlosen Gästen und Gästen mit Nachwuchs?
Nagel: Der Anteil von Familien mit kleinen Kindern auf „Weissenhaus“ war schon immer sehr gering. Viele unserer Gäste sind selbst Eltern und keineswegs kinderlos. Sie nehmen sich entweder die Auszeit, um wieder neue Kraft und Energie für das Familienleben zu tanken, oder die Kinder sind bereits aus dem Haus.
QUADDEL: Haben Sie im Zusammenhang mit der Neupositionierung bauliche Veränderungen vorgenommen, beispielsweise Kinderspielplätze in Ihrer Anlage abgebaut?
Nagel: Nein, nicht wirklich. Wir haben ein ganzes Gebäude, das als Kinderparadies inklusive großem Garten gestaltet ist. Das Kükenhaus bleibt auch weiterhin bestehen, denn im Rahmen unserer Exklusiv-Veranstaltungen, bei denen das gesamte Resort gebucht werden kann, sind Kinder jeden Alters herzlich willkommen. Da sich die Gäste zu diesen speziellen Ereignissen untereinander kennen, möchten wir die beste Erlebnisstruktur für große Feierlichkeiten mit kleinen Gästen anbieten. Aus diesem Grund bleibt auch das gesamte weitere Equipment vor Ort, um ebendiese Anlässe, die abseits des individuellen Hotelgeschäfts stattfinden, ideal zu gestalten.
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QUADDEL: Hotels gewähren in der Regel einen nach Alter gestaffelten Preisnachlass für Kinder. Bedeuten Kinder damit nicht per se Mindereinnahmen für ein Hotel, da ja nicht der Gästezahl adäquate Umsätze generiert werden?
Nagel: Diese Überlegung hat unsere Entscheidung nicht beeinflusst. Für Familien gibt es bereits fantastische und in sich geschlossene Hotelkonzepte, mittlerweile sogar ganze Hotelketten, die sich auf den Urlaub mit Kindern spezialisiert haben. Wir haben uns entschieden, uns auf die Gäste zu fokussieren, die sich nach Ruhe und Erholung fernab vom Familientrubel sehnen. Denn wenn man einen Spa-Urlaub bucht und sich vollständig erholen möchte, kann es herausfordernd sein, wenn die gleiche Dynamik, die man vielleicht gerade zurückgelassen hat, am Urlaubsort wieder auftaucht.
QUADDEL: Viele Adults-only-Hotels verwehren generell Kindern und Jugendlichen den Zutritt oder haben eine Altersgrenze ab 16 Jahren. Bei Ihnen sind Kinder ab zwölf Jahren erlaubt, warum machen Sie überhaupt dieses Zugeständnis?
Nagel: Wir haben diese Entscheidung seit einiger Zeit geplant, natürlich alles im Vorfeld genau analysiert und uns auch durch Hoteliers beraten lassen, die das Adults-only-Konzept bereits erfolgreich umgesetzt haben. Unsere persönliche Erfahrung ist, dass Jugendliche ab zwölf Jahren bereits das nötige Verständnis entwickelt haben, was es bedeutet, in einem Haus für erholungsbedürftige Erwachsene Urlaub zu machen. Daher freuen wir uns sehr auf den Besuch dieser jungen Erwachsenen.
QUADDEL: Die Zahl der Hoteliers, die von Problemen mit lautstarken Kindern in ihren Restaurants und öffentlichen Bereichen berichten, ist in den letzten Jahren gestiegen. Haben Sie in Ihrem Haus dergleichen auch schon erlebt?
Nagel: Wir kennen diese Situationen natürlich auch. Kinder sind unser aller Zukunft, gleichwohl muss man auch als Gastgeber wahrnehmen, dass es schwieriger geworden ist, allen Gästen gleichermaßen gerecht zu werden, wenn die Zielgruppe zu heterogen ist. Wir meinen, jeder Gast hat den Anspruch darauf, dass seine Erwartungen erfüllt werden. Mit dem Adults-only-Konzept ist das nun homogener und transparenter für uns und unsere Gäste umsetzbar.
QUADDEL: Eines Ihrer drei Restaurants, das Gourmetrestaurant „Courtier“, ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Sind mehrgängige Degustationsmenüs nicht für Zwölf- oder 14-Jährige mehr Last als Lust?
Nagel: Unsere Erfahrung ist, dass die jungen Genießer ab zwölf Jahren mit großer Begeisterung, Neugier und oftmals auch Kenntnis im „Courtier“ Platz nehmen und sich sehr auf die Gänge freuen. Wir bieten jungen Gästen gern auch eine reduzierte Menüabfolge an, wenn das gewünscht wird.
Unser Gourmetrestaurant ist zwar glamourös, es liegt uns jedoch besonders am Herzen, dass unsere Gäste einen Abend voller Genussvergnügen und Heiterkeit erleben. Wir freuen uns über angeregte Gespräche statt Geflüster und ziehen echte Begeisterung vornehmer Zurückhaltung vor. Das Credo unserer Gastgeber im „Courtier“ ist, dass Sie so willkommen sind, wie Sie sich wohlfühlen.
QUADDEL: Gab es auch negative Reaktionen zu Ihrer Entscheidung, sich als Adults-only-Resort zu positionieren?
Nagel: Wir durften bisher von unseren Gästen mit Kindern viele sehr verständnisvolle Reaktionen und das Versprechen für weitere Besuche erhalten. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir haben natürlich aber auch Verständnis dafür, dass einige Gäste enttäuscht über die ausfallenden Urlaube auf „Weissenhaus“ sind. Letztlich ändert sich jedoch nicht viel, denn „Weissenhaus“ war niemals bewusst als Familienhotel positioniert.
Frank Nagel und sein Hotel:
Frank Nagel hat die Hotellerie von der Pike auf gelernt. Den Grundstein für seine spätere Laufbahn legte er mit seiner Ausbildung zum Koch. Im „Restaurant Funk“ in Nürnberg erkochte er sich seinen ersten Michelin-Stern. 1998 wechselte er in die Geschäftsleitung. In den darauffolgenden Jahren führte er unter anderem das „Steigenberger Hotel Remarque“ in Osnabrück, das „A-ROSA Travemünde“ und eröffnete das „A-ROSA Sylt“.
2014 übernahm Nagel gemeinsam mit seiner Frau Natalie Fischer-Nagel die Geschäftsführung des „Weissenhaus Private Nature Luxury Resort“. Im „Hotel Weissenhaus“ können bis zu 120 Gäste übernachten. Die Gebäude liegen verteilt auf der 75 Hektar großen Parkanlage. Herzstück ist das mehr als 400 Jahre alte Schloss, außerdem gibt es ein Spa, das Bootshaus in den Dünen, das denkmalgeschützte Kavaliershaus und die „Asiabar“ im historischen Schlossgewölbe.