Panzerzulieferer: Renk für Börse gerüstet

Rüstungsunternehmen stehen in diesen Zeiten hoch im Kurs. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Russlandkrieg gegen die Ukraine ausgerufene Zeitenwende mit Milliardeninvestitionen für die Bundeswehr will der Augsburger Panzergetriebehersteller Renk nutzen, um an die Börse zu gehen.

Das 1873 als Zahnradwerkstatt gegründete Unternehmen, das heute 3400 Mitarbeiter beschäftigt, peilt einen Börsenwert von 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro an. Der Renk-Eigentümer, der Finanzinvestor Triton, legte die Preisspanne für die Aktie am Montag auf 15 bis 18 Euro fest. Triton will bis zu 27,03 Millionen Renk-Aktien verkaufen und könnte damit 405 bis 486 Millionen Euro einnehmen. Renk selbst fließt kein Geld zu. Nach dem Börsengang wären 27 Prozent der Aktien im Streubesitz. Die Aktie kann bis zum 4. Oktober gezeichnet werden, einen Tag später ist das Debüt an der Frankfurter Börse geplant.

Für die Augsburger ist es eine Rückkehr an die Börse. Viele Jahre lang waren sie Teil von MAN, bevor sie im Jahr 2020 vom MAN-Mutterkonzern Volkswagen für 700 Millionen Euro an Triton verkauft wurden. Renk baut Großgetriebe für Kampfpanzer und Marineschiffe und profitiert von einer Sonderkonjunktur. „Der geplante Börsengang ist für uns der nächste logische Schritt auf unserem Wachstumspfad“, hatte die Geschäftsführerin Susanne Wiegand vor zehn Tagen in einer Telefonkonferenz gesagt. Dabei stellte die 51 Jahre alte Managerin heraus, dass Renk nicht nur für die Zeitenwende stehe, sondern auch für die Energiewende.

Viel mehr als nur Zulieferer für Panzer

Tatsächlich stellt Renk auch Getriebe für Industrieanlagen her, die in Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Auch Kupplungen, Gleitlager und Prüfsysteme für Turbinengetriebe und Windräder gehören zum Produktportfolio. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 849 Millionen Euro. Gut 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf das Rüstungsgeschäft, der Rest auf das zivile Geschäft. Die Auftragsbücher sind nach Angaben von Geschäftsführerin Wiegand in beiden Sparten gut gefüllt. Für die Getriebe, Kupplungen, Gleitlager und Prüfsysteme liegen demnach Aufträge über 1,7 Milliarden Euro vor – so viel wie noch nie in der 150 Jahre andauernden Geschichte von Renk.

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Die Geschäfte laufen derart gut, dass Wiegand eine Marge von 20 Prozent anstrebt. Sie will, wie sie sagte, Renk zu einem Milliarden-Euro-Unternehmen machen. Binnen drei Jahren hat sie auch über Zukäufe in den USA und Kanada den Umsatz um 300 Million Euro erhöht. Nach dem Börsengang werde man auf der Suche nach weiteren Akquisitionen „den Markt aktiv angehen“, sagte Wiegand.

Mit Schott Pharma steht am Donnerstag in dieser Woche schon ein Börsengang in Frankfurt auf dem Programm. Es wäre nach Ionos im Februar und Thyssenkrupp Nucera im Juli der dritte in Frankfurt. Renk wäre dann die Nummer vier. Vom Volumen her würde sich Schott an die Spitze setzen. Der Mainzer Hersteller von Spezialverpackungen für die Pharmabranche soll dem Schott-Mutterkonzern bis zu einer Milliarde Euro in die Kassen spülen. Als Börsenwert werden bis zu 4,3 Milliarden Euro angestrebt. Noch bis Mittwoch können Aktien in einer Preisspanne von 24,50 bis 28,50 Euro gezeichnet werden.

Die Neulinge hatten es zuletzt nicht leicht an der Börse. Der Ionos-Kurs sackte von 18,50 Euro auf 12,50 Euro ab, erholte sich zwischendurch dann etwas. Das mehrheitlich United Internet gehörende Software-Unternehmen aus Montabaur bleibt mit Kursen von 14,50 Euro aber klar unter dem Ausgabepreis der Aktien. Das Unternehmen wurde vergangene Woche ebenso wie Neuling Nucera in den S-Dax aufgenommen. Die Wasserstoffsparte von Thyssenkrupp kam im Juli zu 20 Euro je Aktie aufs Parkett. Der Kurs des Dortmunder Unternehmens stieg sogar bis auf 24 Euro, ehe er zuletzt auf 19 Euro absackte. Fachleute hoffen dringend auf Erfolgsgeschichten von Börsenneulingen, um mehr Unternehmen für Börsengänge gewinnen zu können.

Der erfolgreichste Börsengang der vergangenen Jahre in Frankfurt war derjenige von Hensoldt und ist auf den Tag drei Jahre her. Es ist wie nun Renk auch ein bayerischer Zulieferer für die Waffenindustrie. Vielleicht ein gutes Omen. Mittlerweile ist Hensoldt im Dax und der Aktienkurs ist um 130 Prozent gestiegen.

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