FC Bayern: Kahn geht auf Matthäus los, dann meldet sich Nagelsmanns Management

vor dem Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund (4:2) ist es zu giftigen Szenen gekommen. Allerdings nicht auf dem Platz, sondern knapp daneben, als Oliver Kahn dem übertragenden Sender Sky ein Interview gab. Der Vorstandschef wurde in diesem von Moderator Sebastian Hellmann und Experte Lothar Matthäus hart angegangen und teilte dann seinerseits selbst ordentlich aus.

Es ging thematisch um die Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann. Dass dieser seinen Job verlor, obwohl er im Viertelfinale beider Pokalwettbewerbe und in der Liga auf Rang zwei lag, sorgte für große Verwunderung. Dass er von seiner Demission darüber hinaus aus den Medien erfuhr, wirkte zudem höchst unprofessionell.

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Das gab Kahn, darauf von Hellmann angesprochen, auch unumwunden zu. „Wie es gelaufen ist, ist eine Katastrophe“, sagte der ehemalige Nationaltorwart. Während er und Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf die endgültige Zusage von Thomas Tuchel hinarbeiteten, drang die Information vom beschlossenen Trainerwechsel an die Öffentlichkeit und damit auch in Nagelsmanns Ohren.

„Wir schießen uns ja nicht selbst in den Fuß“

„Das war keiner vom FC Bayern“, stellte Kahn nun klar und sprach von einem Leak: „Wir schießen uns ja nicht selbst in den Fuß. Es war klar, dass Julian Nagelsmann es als Erster erfahren sollte. Nach dem Leak haben wir es sofort getan. Es war eine verfahrene Situation.“ Er hatte geplant, es Nagelsmann, persönlich zu sagen. Nagelsmann war aber in den Alpen im Skiurlaub.

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Damit gab sich Hellmann nicht zufrieden und hakte weiter nach. Er fragte: Warum auf Tuchels Zusage warten, um Nagelsmann das Aus mitzuteilen? Kahn wurde zunehmend genervt, sagte: „In ihrer theoretischen Welt mag das vielleicht funktionieren, aber in der praktischen Welt sieht das anders aus. Solange wir die Zusage eines Trainers nicht haben, können wir ja vorher nichts entscheiden. Wir müssen schon einen sauberen Prozess einhalten und das haben wir getan. Julian Nagelsmann konnte leider nicht an die Säbener Straße kommen, weil er im Urlaub war.“

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Nachfrage: „Aber warum kann man bei so einer Entscheidung den Trainer nicht anrufen und ihm sagen, dass es vorbei ist?“ Kahn: „Sie möchten doch einem Trainer, der zu diesem Zeitpunkt nicht in München war, nicht am Telefon sagen, dass man sich von ihm trennt. Das ist nicht mein Stil, das ist nicht der Stil des FC Bayern.“

Dann kritisierte Matthäus, dass das Vereinsmotto „Mia san mia“, das Bayern eigentlich ausmache, verloren gegangen sei. Nun kippte die Stimmung endgültig. Kahn wandte sich direkt an seine Gesprächspartner. „Eines möchte ich euch mal sagen“, hob er an: „Die ihr hier immer steht und sagt, der Verein hätte keinen Stil, es wäre kein ,Mia san mia’. Ich weiß nicht, was ihr denkt? Da frage ich dich mal, Lothar: Was ist denn dieses ,Mia san mia’? Gibt es da eine festgelegte Verhaltensweise dazu?“

Matthäus, wie Kahn eine Spielerlegende des FC Bayern, hatte bereits in den vergangenen Tagen das Vorgehen der bayerischen Führungsspitze kritisiert. So sagte er: „Einen Angestellten vor wenigen Tagen als Langzeitprojekt zu bezeichnen, um ihn dann zu feuern. Das finde ich nicht in Ordnung und hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun.“

„Ich möchte keinen Privatkrieg gegen dich führen“

Nun bekam er von Kahn live im Fernsehen eine Breitseite ab und antwortete: „Olli, ich möchte keinen Privatkrieg gegen dich führen. Du kannst mich gerne jederzeit anrufen. Ich sage auch nicht, dass es schlechter geworden ist, sondern dass es anders geworden ist. Andere Führungskräfte haben einen anderen Stil.“

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Kahn giftete: „Vielleicht leidet hier der ein oder andere an Erinnerungsverzerrung. Es gab auch in der Vergangenheit immer wieder schwierige Entscheidungen, die für den Erfolg dieses Vereins getroffen werden mussten. Das ist nicht immer schwierig. Wir stehen heut hier und haben einen Punkt Rückstand auf Dortmund, dabei hatten wir mal neun Punkte Vorsprung. Das ist nur ein Grund. Aber immer diese Unterstellungen, dass wir einen schlechten Stil haben …“

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Matthäus warf Kahn dann noch vor: „Du lenkst ab, gehst auf einen Nebenkriegsschauplatz anstatt Fragen zu beantworten.“

Eine bekam er dann noch zum Fall von Hellmann. Ob es nicht eine Option gewesen sei, mit dem Auto zu Nagelsmann zu fahren, um ihm das Ende so persönlich mitzuteilen, wollte der Sky-Mann wissen. Antwort Kahn: „Doch, es war eine Option, aber wir haben es anders entscheiden.“

Was Nagelsmanns Management schreibt

Am Ende schloss Hellmann mit einer durchaus richtigen Einordnung („Interessante Diskussion“) und reichte Kahn die Hand. Der griff sie widerwillig, würdigte Hellmann aber keines Blickes. Matthäus hingegen bekam zum Abschied nicht nur Kahns Hand, sondern auch einen Blick in die Augen. Wenn auch keinen freundlichen.

Und hier war die Geschichte noch nicht zu Ende. Nagelsmann und sein Management „Sports 360“ wollten Kahns Aussagen nicht einfach so stehen lassen. Via Sky ließ die Agentur wissen, dass die Bayern keineswegs bei ihrem Klienten angerufen hätten. Zitat: „Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern. Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen.“

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