Australischer Afghanistan-Veteran festgenommen

ICHn Australien hat die Polizei einen mit einer militärischen Auszeichnung dekorierten Afghanistan-Veteran wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen festgenommen. Der ehemalige Soldat einer australischen Eliteeinheit soll während eines Einsatzes einen unbewaffneten Zivilisten in einem Getreidefeld erschossen haben. Videoaufnahmen von der Tötung waren Teil einer großen Enthüllung über mutmaßliche Verbrechen australischer Soldaten während ihres Einsatzes in Afghanistan.

Das Investigativ-Magazin „Four Corners“ hatte die Aufnahmen im Jahr 2020 gezeigt. Sie sollen von einem Einsatz australischer Spezialeinheiten im Mai 2012 in der Provinz Uruzgan im Süden Afghanistans stammen. Der Soldat wurde nach dem Bericht aus dem Dienst entlassen. Er wurde am Montag im ostaustralischen Bundesstaat New South Wales festgenommen.

Zum ersten Mal könnte nun ein ehemaliger Soldat in Australien der Kriegsverbrechen angeklagt werden. Durch die Videoaufnahmen ist es einer der am besten dokumentierten Fälle, in denen australische Soldaten während ihres Einsatzes in Afghanistan unbewaffnete Zivilisten getötet haben sollen. Im Jahr 2016 hatte die Militärführung in Canberra eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Das Ergebnis versetzte das Land in einen Schock. In dem Bericht war von „rechtswidrigen“ Tötungen von 39 Afghanen durch australische Soldaten oder unter ihrer Beteiligung die Rede. Es wurde ein Sonderermittler eingesetzt, der Beweise sammeln und an die Staatsanwaltschaft weitergeben sollte. Der Sonderermittler untersucht einem Bericht des Senders ABC zufolge derzeit 40 bis 50 mutmaßliche Verbrechen.

„Krieger-“ und „Schweigekultur“

Der Sender sprach am Montag von einem „historischen Schwenk“ bei der Verarbeitung mutmaßlichen Fehlverhaltens durch Militärs. Der Veteran soll vor ein Zivilgericht gestellt werden. „Das ist noch nie da gewesen“, sagte der Rechtsprofessor Tim McCormack von der Universität von Tasmanien. Es könnte ein wichtiger Präzedenzfall auch für andere Länder sein, die an der Entsendung von Soldaten im Verlauf des NATO-Einsatzes nach Afghanistan beteiligt waren. Mit seinen Vorgehen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher will Canberra wohl auch verhindern, dass die Vorwürfe vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag gebracht werden.

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In den Jahren 2001 bis Ende 2014 waren unter der Bezeichnung „Operation Slipper“ insgesamt 26.000 australische Soldaten im Afghanistaneinsatz, darunter vor allem in Uruzgan. Die Vorwürfe, die sich auf Vorfälle in den Jahren 2009 und 2010, 2012 und 2013 bezogen, betrafen vor allem das Special Air Service Regiment (SASR), das als fähigste Eliteeinheit in der australischen Armee gilt. In dem australischen Bericht war von einer toxischen „Krieger-“ und „Schweigekultur“ die Rede gewesen. Neuzugängen unter den Soldaten sei zur Initiation die Erschießung eines unbewaffneten Gefangenen aufgetragen worden. Schließlich seien den mutmaßlichen Opfern Waffen und Funkgeräte untergeschoben worden, um den Eindruck zu erwecken, dass von ihnen eine Bedrohung ausgegangen sei.

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